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radreisen
in Vorbereitung: 3onTour!
eine hauchduenne linie

  
Bulgarien
12. September 2002

eine hauchduenne linie

1560 km, sophia (BG)

als fernradler zeichne ich mit meinem zurueckgelegten weg eine imaginaere, hauchduenne linie auf die erdoberflaeche. entlang dieser, die sich - gleich einem roten faden - ueber den erdball zu spannen beginnt, nehme ich unzaehlige eindruecke auf. meine reise ist nicht mehr, aber auch nicht weniger, als das sammeln dieser impressionen entlang meiner route.

nicht der reisefuehrer zeigt mir das land, es zeigt sich mir jeden kilometer meines weges. vollkommen zufaellig. unvorhersehbar. subjektiv wahrgenommen. in abhaengigkeit von vielen, vielen einfluessen. und bei weitem nicht vollstaendig - die welt ist im vergleich zu der duennen linie meiner reisestrecke unendlich gross.

das besondere am fahrradreisen aber ist der direkte, unmittelbare kontakt mit der umgebung. mit dem flugzeug hebe ich weit ab von land und leute, mit kraftfahrzeugen rase ich - geschuetzt von blech und glas - an jener vorbei. mit dem fahrrad bin ich mittendrin: im gruenen oder im gestank und dreck, unter der prallen sonne oder im prasselnden regen, in der einsamkeit oder in einer millionenmetropole, unter gruessenden oder bettelnden menschen entlang der strasse, im paradies oder in der hoelle. am fahrrad erlebe ich die natur hautnah. rieche und sehe ueberfahrene tiere, merke die kleinste steigung oder gefaelle, registriere die genaue windrichtung. sonnenaufgang und -untergang bestimmen den tagesrhythmus.

ob in staedten wie szeged, timisoara, sophia, oder in winzingen, unbedeuteten doerfern wie gherman, janoshalma, foeni - fuer mich bis dahin unbekannte orte, nicht in meinem gedaechtnis vorhanden. den menschen dort bedeutet aber ihr lebensraum heimat. hier kennen sie sich natuerlich aus, sind zuhause. das leben funktioniert, laeuft seit menschengedenken so, und wird weiterhin so existieren. ich nehme dieses kurz auf, geniesse oder verfluche es. und verlasse dann den ort, setze meinen weg fort. trotzdem werden auch in 10 jahren die taxifahrer von sophia ihre runden drehen, werden zahlreiche paare samstags in timisoara vermaehlt und unzehlige touristen in den cafes und restaurants von szeged bedient werden.

ich als reisender veraendere die menschen, denen ich begegne, nicht. aufgrund meines kurzbesuches aendert sich nichts an der umgebung, die ich bereise. im grossen gegensatz dazu allerdings formt diese reise mein inneres. dieses unterliegt nun einer staendigen, nachhaltigen veraenderung.

wirre gedanken eines fernradlers.
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