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in Vorbereitung: 3onTour!
tata oder road train? (aus heft 72-22)

  
Australien
1. Oktober 2003

tata oder road train? (aus heft 72-22)

asien und australien im vergleichstest

10844 km, cloncurry (AUS)

'was machst du eigentlich naechsten sommer?', sind sie doch sicherlich schon oefters gefragt worden. 'auf jeden fall irgendwas mit dem fahrrad', ist meist die schnelle antwort. aber wohin? warum? und - ist es das richtige fuer mich? will ich bei 50 oder bei 40 grad plus meine sauteuren goretex-leiberln (fuer unsere leser aus deutschland: goretext-t-shirts) verschwitzen? soll ich mich innerhalb eines flexiblen preissystems bescheissen lassen, oder lieber gleich hohe, aber dafuer fixe kosten zahlen? stehe ich mehr auf aussenluft-gekuehlte TATA-busse mit freier sitzplatzwahl am dach, oder bevorzuge ich doch leere AC-busse um den 50-fachen preis?


gar nicht so leicht, oder? wir von 'pedalglobal fuer jedermann' machen ihnen die entscheidung leichter. exklusiv fuer sie haben wir indien/nepal und australien beradelt. haben sich unsere beiden redakteure durch den indischen sommer und den australischen winter gequaelt. haben sich in nepal gegen einen tankwagen knallen lassen, und sich im outback australiens von 50 meter langen road-trains in den graben schicken lassen. haben sich in bandhavgarh wilden tigern, im langtanggebiet der sauerstoffarmen luft des himalaya, und im 'gulf' der aussies der giftschlangen-verseuchten savannah aussetzen lassen.


asien und australien im beinharten test. der etwas andere produktvergleich fuer konsumenten.

 

aus dem fahrradmagazin 'pedalglobal fuer jedermann'. heft 72-22. september 2003.



AN- und ABREISE

asien: * * * * * (sehr gut)
australien: * * (schlecht)



was die sicherheitsstandards und die damit verbundenen erleichterungen fuer den konsumenten angeht, haben die flughaefen asiens die nase gegenueber denen in australien eindeutig vorne. wenn sie hieb-, stich- und schusswaffen mit auf radtour nehmen wollen oder sie ihr wertvolles werkzeug lieber bei sich tragen, dann sollte sie ihre tour wohl ueber asiatischen boden fuehren. vorsicht gilt jedoch bei uebergepaeck, batterien (!) und medikamenten, die ausnahmslos als vermeintliche drogen beschlagnahmt werden.

eine reise nach down under koennte allerdings schon aufgrund der mitnahme einer einzelnen banane scheitern. lediglich die freundlichen beamten der quarantaene-abteilung und die kostenlose reinigung des fahrrads durch das desinfizieren koennen beim kontinent der suedlichen hemisphaere auf der plusseite verbucht werden.


LOGBUCH: 'aus gewichtsgruenden packen wir den rucksack mit allem werkzeug als handgepaeck fuer den flug KTM-HKG-CNS. schraubenzieher, zange, scharfe metallteile. alles was schwer und fuers flugzeuginnere aus sicherheitsgruenden verboten ist. wir rechnen naemlich (und hoffen eigentlich darauf), dass uns der rucksack abgenommen wird (und in cairns wieder ueberreicht). am flughafen in kathmandu lesen wir vor dem boarden auch deutlich die hinweistafeln, die feuerzeuge, messer, werkzeug etc. als 'cabin baggage' verbieten. dieses wird naemlich gescannt. die passagiere, nach geschlecht getrennt, abgetastet. dann das handgepaeck zusaetzlich noch haendisch durchsucht. doch - unser rucksack findet keinerlei beachtung!

beim zwischenlanden in hong kong wird zwar dieses gepaeckstueck bis unten hin ausgeraeumt. als wir dem sicherheitsbeamten allerdings erklaeren, dass dies alles fuers fahrrad verwendet wird, packt er schnell alles wieder ein. wir koennen passieren. no problem.

ganz anders in cairns (australien). da gibts ganz strenge und strikte quarantaene-vorschriften. ein hund durchsucht unser flug- und hadgepaeck. und danach wird jede unserer taschen, wirklich jede - und wir haben sehr viele davon - bis zum boden ausgeraeumt. die beiden raeder ausgepackt und desinfiziert. dauer insgesamt: 2 stunden. die beamten sind zwar sehr freundlich, aber so gruendlich, dass es fast schon nervt...'

UMWELTSCHUTZ

asien: * * * (maessig)
australien: * * * (maessig)


aus ganz unterschiedlichen gruenden liegen die beiden kontinente in dieser kategorie gleichauf im mittelfeld.

australien ist ganz stark bei geruchsfreien, motorisierten fahrzeugen. und in der widmung von aberhunderten nationalparks. die dieserorts praktizierte (urspruenglich amerikanische) philosophie von der fleissigen produktion von einwegverpackungen und muell, und der allgegenwaertig herrschende wettbewerb 'wer hat das kaelteste bier und wageninnere' lassen australien im umweltschutzbereich ueberraschenderweise gegenueber asien nicht zusaeztlich punkten.

asien hat naemlich einen perfektionismus im recyclen entwickelt. es gibt wenig muell -trotz milliarden von menschen.

wollen sie sich also auf eiem aus alten cola-flaschen und autoreifen zusammengeflickten fahrrad von stinkenden TATAs einnebeln lassen, waere zum beispiel indien ein lohnendes ziel fuer sie. wenn sie aber ein aufgrund von eiskaltem bier verursachte halsentzuendung mitten im heissen outback mehr schaetzen, buchen sie in ihrem reisebuero melbourne oder sydney.

LOGBUCH: 'die 2 abgefahrenen fahrradmaentel hat der mann an der rezeption im hotel in kathmandu gerne genommen. er wird sie wohl weiterverkaufen. ebenfalls der mann vom radgeschaeft der stadt. ueber die abgenutzten ritzelpakete und zahnkraenze hat er sich sehr gefreut. das putzpersonal in diversen indischen hotels hat des oefteren uebriggebliebenen zucker, oel, salz oder aehnliches erhalten. und dies mit dankbarkeit angenommen. alle erdenklichen gegenstaende und materialien - und seien sie auch noch so kaputt - finden eine verwendung in asien. aus allem kann noch ein geschaeft gemacht werden.

die stabilen, riesigen fluggepaecks-saecke haben uns in nepal nur ein paar euros gekostet. nur ein mal benutzt und fuer uns radler nicht weiter tragbar, wollen wir sie in cairns nicht einfach wegschmeissen. doch einem wildfremden menschen diese unechten 'north face'-produkte zu schenken, waere eine beleidigung. ich frage nochmals im flughafengebaeude beim 'bagagge store' nach. ob denn diese fast neuen taschen nicht irgendwo einen zweck erfuellen koennten. kostenlos natuerlich. 'throw them in the bin outside', erhalte ich als antwort.'


ANDERE VERKEHRSMITTEL

asien: * * * * (gut)
australien: * (sehr schlecht)


obige wertung, das benuetzen anderer verkehrsmittel betreffend, bezieht sich vor allem auf den 'adventure'-faktor. und diesbezueglich hat asien eine vielzahl an spannenden aktivitaeten zu bieten. 'roofing' (reisen am busdach), 'leaning', 'freakclimbing' (waehrend der busfahrt hinauslehnen oder aufs dach klettern), 'animal traveling' (im businneren auf einer ziege sitzen) oder 'adrenaline crashing' (waehrend der busfahrt gegen tankwagen krachen, ggbf. mit anschliessendem 'root treating' - wurzelbehandlung) ist dort schon fuer wenig geld zu haben.

in australien ist diebezueglich alles perfekt und geregelt. 'gliding' (in einem leeren, supermodernen, vollklimatisierten bus ueber den highway zu gleiten) ist einfach nur langweilig und teuer.

LOGBUCH: 'im oeffentlichen bus ins langtanggebiet sitzen menschen auf den sitzen, im zwischengang oben und unten, am dach. die tuer des abgefakkten gefaehrts ist die ganze fahrt (12 stunden) offen. leute haengen sich waehrend der fahrt dort hinaus um zu kotzen. klettern waehrend der rasanten fahrt durch die tuer hinauf aufs busdach oder hinunter. stolpern menschen ueber kartoffelsaecke und ziegen in den hinteren teil des busses. die kosten fuer 130 km in 12 stunden: 2 euro.

die 30 km von palm cove nach cairns zum einkaufen bewaeltigen wir mit dem oeffentlichen bus. von den 50 sitzplaetzen sind etwa 10 besetzt. das vollklimatisierte gefaehrt riecht ganz neu nach velour und plastik. die tueren oeffnen und schliessen automatich per knopfdruck. leise gleitet der bus dahin. die kosten fuer 30 km in 40 minuten: 3 euro.'

RESTRIKTIONEN

asien: * * (schlecht)
australien: * * * * * (sehr gut)


lieben sie ein geregeltes leben? lassen sie sich gerne von starker hand leiten? dann nichts wie nach down under. aber ohne hund. und am besten sind sie schon ueber 18. vorzugsweise nicht-raucher. und anti-alkoholiker. und nicht-schwimmer. und leidenschaftlicher fahrradhelm-traeger. halt einfach ein gesetzestreuer, guter buerger.

schwache charaktere verlieren zum beispiel in nepal oder indien leicht die orientierung. niemand sagt ihnen was geht und was nicht. diese laender sind nur was fuer gefestigte, selbstbewusste radler. vorsicht ist lediglich bei offiziellen angebracht. aerger oder gar wut ueber selbstgefaellige, wichtigtuerische, ueberhebliche beamte sollten sie erst gar nicht aufkommen lassen. wir garantieren ihnen: sie werden verlieren.

LOGBUCH: 'in damaskus sitzen wir in einem fein angelegten, sauberen park in die wiese. wie die anderen auch. kein problem. in allen hotels asiens nehmen wir die fahrraeder mit ins zimmer. kein problem. jedes fahrzeug ist dort mehr oder weniger auch oeffentliches verkehrsmittel. jeder bleibt stehen und nimmt dich mit (unter bezahlung versteht sich). kein problem. auch ausserhalb von geschaeftszeiten bekommt man irgendwie und irgendwo das, nach dem man sucht. kein problem...

bevor du in australien eine toilettenanlage betrittst, quaelst du dich vorher durch einen wald von verbots- und hinweistafeln. verfuegt der kampingplatz ueber ein pool, liest du dort 'no diving', 'no bombing', open from...till...', 'children under 12 years of age...', no food and drink inside the pool area...', 'dont touch the...' und so weiter...

in asien scheint alles erlaubt. in australien alles verboten.'

FAHRSPASS

asien: * * * * * (sehr gut)
australien: * * * * (gut)


in beiden regionen werden sie beim radeln auf ihre kosten kommen, wenn sie gefallen an riskantem ueberholtwerden und kurzzeitigen adrenalinschueben finden. knapp vorbeirasende LKWs kriegen sie sowohl im hitzeverbrannten madhya pradesh indiens, als auch im sonnenversengten outback im northern territory australiens. in asien inhalieren sie ein gemisch aus diesel und dreck. in down under fuellt sich ihre lunge mit dieselpartikel und rotem staub. tata LKWs in indien, oder road trains am roten kontinent. sie haben die wahl.

in jedem fall aber geniessen sie die permanente ignoranz der autofahrer. herzattacken wegen knapp-streifender fahrzeuge oder fluchtmanoevern in den strassengraben sind garantiert. juengere, abenteuerlustigere jahrgaenge sollten diesbezueglich vielleicht australien meiden, das aufgrund breitere strassen und geringerer verkehrsdicht etwas ruhiger 'daherkommt'.

LOGBUCH: 'am highway nach varanasi\/indien. wie aus dem nichts ueberholt ein tata einen anderen uns entgegenkommenden LKW. wir haben vielleicht 2 sekunden zeit, die strasse zu verlassen. ab in den graben. das war knapp.

in der gulf savannah queensland. ein 50-meter road train kommt uns entgegen. wir fahren ganz an den rand in den schotter. ein blick in den rueckspiegel. ganz auf unserer seite - in unsere richtung rasend - ebenfalls ein blechriese. so schnell wie moeglich in den graben. das war knapp.'

WASSERABLAUF

asien: * (sehr schlecht)
australien: * * * * * (sehr gut)


ganz klare entscheidung zugunsten australiens. das im strudel gegen den uhrzeigersinn ablaufende wasser die ausguesse hinunter, vermittelt einhauch von exotik und abenteuer, das draufgaengerische radler so sehr schaetzen.

LOGBUCH: 'in nepal laueft das wasser im uhrzeigersinn ab. in indien laueft das wasser im uhrzeigersinn ab. in australien laueft das wasser gegen den uhrzeiger ab.'

FAZIT

wie bei jedem anderen, bloeden produktvergleich auch, liegt die entscheidung 'radurlaub in asien oder in australien' letztendlich bei ihnen. junge, abenteuerlustige radler mit leerem konto, die keine scheu vor stumm-starrenden menschenmassen haben und denen verstopfte salzstreuer nichts ausmachen, sollten wohl besser in asien unterwegs sein. aeltere, reichere semester mit hang zu gefrorenem bier und mit liebe zu einwandfrei funktionierenden gewuerzstreuern, sind tendenziell besser in australien aufgehoben. oder umgekehrt. oder auch ganz anders. zum beispiel afrika. wie schon erwaehnt, es liegt bei ihnen.

egal, wohin sie sich auf ferienradltour hinbegeben. wir wuenschen ihnen schon jetzt hals und speichenbruch!

 

-- GEWINNSPIEL DES MONATS --


wenn sie den artikel aufmerksam gelesen haben, wird ihnen die antwort sicher nicht schwer fallen. die ERSTEN 10 EINSENDUNGEN (es gilt der poststempel) GEWINNEN je eine postkarte inklusive autogramme der beiden radelnden redakteure. der HAUPTGEWINN wird aus allen eingegangenen sendungen gelost. der rechtsweg ist ausgeschlossen.

DER HAUPTPREIS:

eine dose original 'CARLTON MIDSTRENGTH BITTER BEER' direkt aus australien!!!!

also unbedingt mitmachen.

DIE QUIZFRAGE:


wieviel kostet in nepal die 130-km-fahrt mit oeffentlichem bus von kathmandu ins langtanggebiet? und wieviel das busticket die 30-km-strecke von palm cove nach cairns? beide angaben bitte in euro.


ANTWORTEN (postkarte genuegt) AN:

SERTL uli
care of poste restante
G.P.O. - Main Post Office
DARWIN NT 0801
AUSTRALIA

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BITTE BEACHTEN SIE:

* laengerer postweg von mindestens 10 tagen
* absendeadresse nicht vergessen



!!!!!!!! EINSENDESCHLUSS IST DER 31. OKTOBER 2003 !!!!!!


viel spass beim knobeln!

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