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in Vorbereitung: 3onTour!
Belize: Von Mexiko nach Guatemala

  
Belize
10. April 2013

Belize: Von Mexiko nach Guatemala

854 km, Banque

Die ersten paar Hundert Kilometer in Mexiko waren ideal für uns zum Einfahren. Belize ist nun unser erstes "richtiges" Land auf der Tour - und die Spannung bei Bine und mir ist gross.

Nach problemloser Ausreise (Exitgebühr von 20 Euro pro Person!) aus Mexiko in der Nähe von Chetumal, und problemloser Einreise in Belize radeln wir die ersten 15 Kilometer im neuen Land zur Küste - nach Corozal. Die Unterschiede zum "reichen" Mexiko sind augenscheinlich. Die Strassenbreite hat sich halbiert, der Fahrbahnrand ist ausgefranst, der Belag rauh und uneben. Wir sehen bis Corozal kein einziges Verkehrsschild. Dafür sind die Belizer in ihren deutlich abgewohnteren Fahrzeugen um einiges schneller und teilweise ignoranter unterwegs.

Belize ist das einzige Land Lateinamerikas, das Englisch als Landessprache hat. England hatte hier lange Zeit eine Kolonie. Auch die Bevölkerung besteht nicht überwiegend aus Latinos oder indigenen Menschen. Die Mehrheit sind sogenannte Garifun Leute - sehr dunkelhäutige Menschen, die auf uns einen extrem entspannten Eindruck machen.

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Alte amerikanische Schulbusse als öffentliche Busse in Belize (Distrikt Belize, Belize, März 2013)
Alte amerikanische Schulbusse als öffentliche Busse in Belize (Distrikt Belize, Belize, März 2013)


Als wir in Corozal ankommen ist unser erster Weg der zur Bank - um zu den wichtigen Belize Dollar zu kommen. Wir sehen auf beiden Seiten der Eingangstüre zur "Belize Bank" eine 30 Meter lange Menschenschlange. Banken scheinen in diesem Land rar gesäht. Das disziplinierte Anstellen dürften die Briten, die hier lange Zeit die Kolonie "British Honduras" innehatten, "hinterlassen" haben. Nach 30 Minuten haben wir erfolgreich die heimischen Dollars in der Tasche.

Etwas zum Einkaufen oder Essen zu finden gestaltet sich schwieriger als erwartet. Es gibt nicht viel. Und das diesbezüglich Vorhandene liegt fest in chinesischer Hand: preisgünstige China Restaurants und chinesische "Supermärkte". Die Preise sind gehoben - und teilweise abartig teuer. Besonders die Quartiere sind erbärmlich und sauteuer - so 20-25 Euro Minimum für eine miese Absteige. Unser Budget wird in den ersten Wochen der Tour ordentlich überstrapaziert.

Landschaftlich ist die Weiterfahrt nach Orange Walk nicht besonders interessant. Aufgrund der Hitze gehts um 6 Uhr oder schon vorher los. Da wir am Karfreitag in Orange Walk ankommen ist alles geschlossen. Der sonst schon trostlose Eindruck der "Städte" wird vervielfacht. Geöffnet haben vor allem die Kirchen - hier werden gerade Messen gefeiert.Da höre plötzlich klassische Kirchenlieder mit moderner Begleitung im - genau - Reggaekleid. Cool!

Aufgrund der Ostertage ist in den Orten in Belize noch weniger los als sonst. Wir nutzen die Zeit um die Ruinen von Lamanai per Boot zu besichtigen. Eine tolle Flussfahrt, und wirklich beeindruckende Mayatempeln im Dschungel. Wir sehen sogar eine giftgrüne Schlange im Buschwerk. Toll! Die freigelegten Ruinen (es sind nur wenige, 97% der übrigen Stätten sind noch gar nicht ausgegraben) sind beachtlich hoch und wunderschön. Von oben habe ich einen tollen Ausblick über den Regenwald und den New River.
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Krokodil am New River - Bootsfahrt nach Lamanai (Orange Walk, Belize, März 2013)
Krokodil am New River - Bootsfahrt nach Lamanai (Orange Walk, Belize, März 2013)


Die Vogelwelt von Crooked Tree an einer schönen Lagune so 50 Kilometer südlich von Orange Walk gelegen, ist ebenso beeindruckend. Dort bauen wir das erste Mal unser Zelt auf - für 16 Euro. Es ist zwar extrem heiss und schwül, aber der kräftige Wind von der Lagune macht die Lage erträglicher. In der Nacht baut eine Tarantula ein kleines Nest an Bines Packtaschen.

Die grösste Stadt und ehemalige Hauptstadt von Belize, Belize City, lassen wir aus. Die Orte und Städte in Belize sind nur mässig interessant für uns. Normalerweise bestehen sie aus einstöckigen, neueren Betonquadern. Ausserdem ist auf den Strassen und Gassen fast nichts los, auch nicht am Abend. Trotz dem britischen Vergangenheit ist Belize am ehesten an der USA "orientiert". Nicht nur die Architektur. Auch die meisten Fahrzeuge sind gebrauchte aus den Staaten - alte Pickups, ausgediente Schulbusse dienen nun als Linienbusse. Auch die Sprache ist amerikanisch geprägt - "Hey man" oder auch "Hi brother" hören wir oft als Begrüssung. Interessanterweise kommen auch die meisten Touristen aus den USA. Und einige haben sich auch hier niedergelassen. Die alten Wohnmobilen oder Häusern.
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Menschen in Belize (Stan Creek, Belize, April 2013)
Menschen in Belize (Stan Creek, Belize, April 2013)


Aufgrund der Hitze, des dadurch anstrengenden aber faden Radelns, und des hohen Preisniveaus sind wir in diesen Tagen etwas frustriert. Der Coastal Highway - eine Piste, die uns wieder an die karibische Küste führt - ändert dann unsere Gemütslage ins Positive. Anfangs ist die Piste sehr sandig. In der brütenden Schwüle müssen wir immer wieder schieben. Ungeplanter Weise bleiben wir daher ab Mittag in Gales Point, einem kleinen Ort im Nichts an mehreren Lagunen gelegen. Wir haben ein nettes Guesthouse in einem für Belize sehr typischen Holzhaus auf Stelzen. Die Versorgung ist minimal, aber gerade ausreichend, dass wir etwas Trinken und Brote essen können. Wir geniessen den Nachmittag im Schatten auf der Veranda.

Am nächsten Tag geht die Piste weiter nach Dangriga an der Küste - zusammen mit John, dem Besitzer des Guesthouse, der ebenfalls mit dem Fahrrad zur Küste fährt. Wir überqueren einige Creeks, und der Urwald wuchert dort am üppigsten. Das schaut wirklich toll aus.

Dangriga ist ein Städtchen, das als Zentrum der Garifun Leuten gilt. Viel ist auch hier nicht los, aber auf der Guesthouse-Terrasse haben wir Schatten und erfrischenden Wind vom Meer. Im Reiseführer haben wir gelesen, dass in Belize die Rasta- und Reggaekultur gross gelebt wird. Das haben wir bis jetzt nicht wirklich bestätigen können. Hier in Dangriga ist es aber wirklich auffällig. Aus jedem zweiten Haus dröhnt Reggae- oder Dancehallmusik. Viele Menschen tragen Dreadlocks und übergrosse Wollmützen in den Farben Rot-Grün-Gelb.

Wir entschliessen uns - trotz der hohen Preise - auf eine kleinen Insel namens Tobacco caye zu fahren. Die Insel wird nur mit kleinen Fischerbooten (eine 30-Minutenfahrt 20 USD pro Person) angefahren, ist nur ein paar Hundert Meter lang, und besteht aus ein paar Hütten, Palmen, Korallen und türkisfarbenem Meer. Für 60 Euro am Tag beziehen wir eine tolle Hütte unter Palmen am Meer und bekommen 3 Mahlzeiten am Tag. Strom gibt es nur sehr limitiert. Wir geniessen für 2 Tage diese Insel. Es kommt uns fast vor wie ein kitschiger Karibiktraum. Sitzen unter Palmen, Schnorcheln bei tollen Korallen und vielen bunten tropischen Fischen. Essen geniessen. Und schlafen gut ob der kühlen Brise vom Meer. Wirklich einmalig und unbedingt empfehlenswert!

Das Essen hier und in Dangriga ist vorzüglich. So lernen wir die Küche von Belize kennen, unterwegs haben wir bis jetzt nur wenig auftreiben können. Reis, Bohnen, Hähnchen, Fisch und Salate sind die Hauptzutaten. Köstlich! Wir nehmen die Kalorien gerne auf, sind wir sonst eher auf "Schonkost" unterwegs. Hier trinke ich - nach fast 3 Wochen totaler Abstinenz - den ersten Alkohol in Form von Belikin, dem nationalen Bier von Belize. Die 300 ml Flasche für 2 Euro. Naja, auch schon egal...

Bei der Weiterfahrt mit dem Fahrrad nach Westen geht's am sogenannten Hummingbird Highway erstmals in hügeliges Terrain. Es sind zwar nicht besonders hohe Auffahrten, dafür aber umso steiler. In den 2 Tagen bis zur Grenze von Guatemala überwinden wir immerhin über 1000 Höhenmeter. Ein weiterer Schritt für uns in Richtung besserer Fitness und Ausdauer. Ausserdem ist das Radfahren nun erstmals wirklich interessant. Grosser Zitrusplantagen (v.a. Orangen) wechseln mit dichtem Regenwald ab. Und das eingebettet in einer netten Hügel- und Berglandschaft.


Mit den Menschen in Belize haben wir richtig Freundschaft geschlossen. Überall werden wir freundlichst gegrüsst. Die Menschen sind aufrichtig, ehrlich und humorvoll. Wir fühlen uns so richtig wohl.


Beim Blue Hole National Park stellen wir wieder unser Zelt auf. Immerhin schon zum dritten Mal, das hätten wir vorher nicht gedacht. Allerdings ist es je nach Wetter und Lage extrem heiss abends im Zelt. Schlafen wird da manchmal zur Qual. Nachmittags erfrischen wir uns im Blue Hole, einem Wasserbecken im Dschungel, das von einer unterirdischen Quelle gespeist wird. In der Nähe befindet sich auch die St. Herman's Höhle, die ebenfalls von beeindruckendem, vielfältigen und tiefgrünem Regenwald umgeben ist. Mir taugts. Beim Visitor Center gibts gefiltertes Wasser und ein Rasenstück für unser Zelt. Der Himmel ist sternenübersät. Und der Regenwald des Blue Hole National Parks erwacht akustisch - zahlreiche Vögel kreischen, und allen voran eine Familie Brüllaffen wird ihrem Namen gerecht. Vereinzelte, riesige Leuchtkäfer beleuchten den dunklen Wald. Und eine Tarantula teilt sich unser Lager.
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Kurze aber steile Anstiege - Hummingbird Highway (Stan Creek, Belize, April 2013)
Kurze aber steile Anstiege - Hummingbird Highway (Stan Creek, Belize, April 2013)


Wir passieren Belmopan, die wohl unbekannteste Hauptstadt der Welt, und biegen am Western Highway nach links ab. Es ist Dienstag Morgen, die Kinder sind unterwegs zur Schule, die Erwachsenen auf dem Weg zur Arbeit. Viele Ortschaften reihen sich nun aneinander. So viel war in ganz Belize nicht los!

Obowhl es immer heisser wird, entschliessen wir uns, noch an diesem Tag nach Guatemala einzureisen. Ziemlich K.O. erreichen wir nachmittags die Grenze bei Banque bzw. Melchor de Mencos auf der anderen Seite. Die Übergänge sind auch hier unkompliziert und schnell. Schwupps, sind wir auch schon in unserem 3. Land der Tour - Guatemala!

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