AUSTRALIEN II: cairns- mt.isa
Australien
4. Oktober 2003
AUSTRALIEN II: cairns- mt.isa
10966 km, mt. isa (AUS)
route: cairns-gordonvale-lake eecham-millaa millaa-ravenshoe-mt. surprise-georgetown-croydon-normanton-cloncurry-mt. isawir verlassen cairns zum zweiten mal. diesmal aber in suedlicher richtung. vorbei an all den haesslichen hafen- und industriearealen der stadt. doch auch danach ist die kueste nicht halb so interessant und schoen wie auf der strecke, wie wir sie rauf nach cooktown erlebten. darum verlassen wir schon nach 30 km die kueste, und radeln in die berge. so schoen beim zurueckkommen von cooktwon die abfahrt hinunter zum meer war, so sehr muessen wir nun in die pedale treten. ein tourenradler auf dem weg nach cairns, treffen wir kurz vor den bergen. er hat gerade eine berauschende abfahrt hinter sich. 'you have got a long climb ahead', gibt er unumwunden zu. 20 km dauert der fortwaehrende aufstieg hinauf auf den gillies range. aber bei moderaten steigungen durch einen trockenen aber gruenen wald, findet auch bine grossen gefallen daran. wir schaffen es bei einbruch der dunkelheit noch zum lake eecham, einem kratersee umgeben von regenwald. wir befinden uns nun in den atherton tablelands, die aussehen wie bei uns die laendlichen gegenden. gruene huegeln, etwas wald und viele, viele weiden mit rindern. und das alles in einem milden und feuchten klima. die australier lieben diese abwechslung. fuer mich ist es aber nicht so der knaller. das zelt ist fruehmorgens tropfnass vom tau. wir packen trotzdem alles rasch zusammen und radeln zurueck zum eecham see. dort geniessen wir die morgenstimmung bei kaffee und belegten broten. lake eecham ist ein kreisrunder see, der durch eine explosion von heissem grundwasser entstanden ist. wir beobachten kleine suesswasser-schildkroeten am ufer. die 'water-dragons' und eventuell zumindest eine kleine amethysten python suchen wir leider vergeblich...
in millaa millaa geniessen wir einen tag lang die wasserfaelle. umgeben von regenwald sieht es wirklich idyllisch aus. auf dem schmalen, holprigen 'old palmerston highway' durch weide- und waldland erreichen wir weitere wasserfaelle - die millstream falls. sie sind zwar die breitesten von ganz australien, aber bei weitem nicht so interessant wie die millaa millaa falls. jaja, man wird leicht anspruchsvoll.
ab ravenshoe beginnt sie die landschaft zu veraendern. tablelands - gruen und huegelig -ade. ab nun wirds trocken und flacher. wir kommen nun ins richtige outback. die baeume werden kleiner und weniger, die erde roter und das klima trockener und heisser (aber immmer noch kein vergleich mit dem indischen sommer :)) ). wir passieren zahlreiche farmen. erkennbar lediglich an einem briefkasten an der strasse und einem tor. dann kanns schon mal 100 km auf sandpiste bis zur ranch gehen. die distanzen, aber auch die groesse der weideflaechen sind mit denen in europa uebrhaupt nicht zu vergleichen. wenn wir die strecke auf oesterreich umlegen, was wir hier in 5 tagen radeln, so haetten wir meine heimat in dieser zeit wohl schon hinter uns gebracht.
wasser wird immer wichtiger fuer bine und mich. erstmals schoepfen wir unsere kapazitaetsmoeglichkeiten aus, und schleppen zusammen fast 40 liter mit uns. aber wenn man bedenkt dass wir unter tags so 7 liter pro kopf trinken, dann noch frueh und abends, plus kochen, ist das relativ schnell aufgebraucht. ein paar mal bekommen wir frisches wasser von autofahrern, die einfach anhalten und fragen, ob wir denn was benoetigen. da sagen wir nie nein.
mitten auf der strecke uebrholen uns zahlreiche jeeps voll mit auklebern und logos von firmen. unter ihnen auch ein knallbunter pickup mit der aufschrift 'partywork'. der wagen haelt vor uns. raus springt ein clown, ebenfalls bunt gekleidet,mit schminke und roter nase. 'stop', schreit er, und bindet uns beiden je einen luftballon an die packtaschen. wenige km spaeter stehen vieler der 4WDs am strassenrand. 'let s play some gulf!', rufen sie uns zu. und mit zu kurzen oder kaputten oder weichen schlaegern darf bine und ich je 3 mal draufhauen. ich treffe leider kein einziges mal den ball. bine schon. laute musik aus den autos. man will mir eine aufblasbare gummipupe andrehen. dann kriegen wir noch gatorades in die haende gedrueckt. die anderen trinken bier. nach 15 minuten rauschen alle wieder ab. wir sind mit unseren bepackten raeder mit 2 im wind wehenden, bunten luftballons mitten im outback wieder allein. das ist australien.
15 km holpern wir auf einer wellblech-sandpiste von der hauptroute nach sueden. in den 'undara volcanic national park'. dort gibt es ein system von 'lava tubes', von hoehlen, eigentlich 'rohre', die durch lavastroeme vor ca. 200.000 jahren entstanden sind. an vielen stellen sind sie eingestuerzt, und bilden nun einen graben. aber viele hundert km sind sie intakt, und auf der 2-stuendigen tour besichtige ich 2 davon. mit vielleicht 20 meter hoee und 40 meter breite sind sie tw. ganz schoen gross. in der regenzeit leben dort 10.000nde fledermauese. wegen ihren exkrementen kommmen dann auch kakerlaken, froesche und letztlich auch schlangen hinein. allerdings nicht jetzt. ich sehe nur lange, dunkle baender von der hohen decke herunter haengen - es sind die wurzeln der darueber wachsenden baeume. die krater sind einige hundert km entfernt, und nur so 20 meter hoeher als das normalniveau. es waren ruhige eruptionen, ohne explosion. das gebiet hier ist auch einer der besten plaetze um selbst edelsteine zu suchen. wir treffen einige leute, die extra wegen 'fossicking' hierher gereist sind. uundara ist fuer mich auf jeden fall eine neue, einzigartige erfahrung.
eine willkommene abwechslung fuer uns sind die heissen quellen bei innot. mit beachtlichen 70 grad plus treten sie sanft an die erdoberflaeche. am kampingplatz gibt es becken mit verschiedenen temperaturabstufungen. in die ganz heissen wollen wir gar nicht rein. aber die 'kuehleren' tun nach der zeit wirklich gut. als abschluss noch einen sprung ins normale becken zum erfrischen. eine fuer uns sehr willkommene und gute einrichtung vieler kampingplaetze in australien sind die internen pools. nach einem schweistreibenden radltag ist das erfrischen in einem pool etwas, worauf wir uns schon zu mittag freuen.
die gulf savannah, wie das gebiet direkt suedlich von cape york heisst, hat was von wildem westen, was mir sehr gefaellt. die paar ortschaften - mt. surprise, georgetown, croydon und wie sie alle heissen - bestehen aus ein paar vereinzelten haeusern, einer tankstelle, einem kleinen supermarkt, einem caravan park und - das wichtigste von alle dem - einem pub!! dieses beinhaltet oft noch ein einfaches motel im ersten stock. mit hunderten von bildern, andenken und bier-logos wirken viele von denen richtig urig. eine grundausstattung fuer jeden aussie.
die fahrtage aehneln einander. wir stehen vor sonnneaufgang auf, um so ab 7 uhr herum auf der piste zu sein. die kleine strasse, die 'gulf developemental road', ist oft einspurig. fuer autos und camper-vans weichen wir meist nicht in den schotter. gerne ueberlassen wir jedoch den zahlreichen road-trains, die oft eine laenge von 60 (!) metern besitzen, die schmale strasse. die beruehmten road-trains sind unumstritten die koenige der australischen hihgways. oft sind es cattle-trucks, also LKWs die rinder transportieren. darum sind auch diese kleineren strassen gebaut worden. unter dem namen 'beef roads' sind sie anfang der 70er forciert verbessert worden. heute dienen sie als wirtschaftsmotor auch dem bergbau und tourismus.
an manchen abschnitten stinkt es fast unentwegt nach aas. oft sind es ueberfahrene rinder. vielleicht deswegen der name 'beef road'? meistens sind es aber natuerlich kaenguruhs. zu hunderten liegen sie von fahrzeugen abgeschlachtet auf oder neben der strasse. mein bruder christoph gab mit zwar den tipp, diese vor verzehr zu salzen und poekeln. gar nicht so leicht bei meinem baerenhunger mitten im outback...
nach croydon legen wir eine 155 km etappe hin. ich verliere das wettrennen mit bine dorthin. zu fertig und verdurstet bin ich, um sie schlagen zu koennen. damit hat sich bine ein 'fish\&chips; verdient. hier in croydon 'erwischen' wir auch zufaelligerweise ein rodeo-festival mit. da bleiben wir natuerlich einen tag und geben uns 'bull riding' und 'rodeo'. brutal sieht es schon aus, wenn so ein bulle versucht, den laestigen reiter los zu werden. ein ungemein kraftvolles tier, das den einen oder anderen aussie auf die hoerner nimmt. das eigentliche rodeo wird auf 'broncs', pferden ausgetragen. man muss sich eine bestimmte mindestzeit auf dem pferd halten. dann wird man von den berittenen helfern vom wilden pferd geholt. uns macht es wirkich spass, das zum ersten mal erleben zu duerfen. dazu gibts bier und burger, natuerlich vom rind.
blackbull ist eine historische bahnstation. aber auch eine kampiergelegenheit. kein mensch ist hier weit und breit. nicht einmal der besitzer. ein grosser wassertank um die loks mit wasser zu versorgen, ein paar baracken. richtig wild-west-maessig. die hauptstadt des 'gulf' heisst normanton. ein trister ort, der mehr depressiv als spass macht. trotzdem erholen wir uns 2 tage dort. ueber 2 besomderheiten verfuegt allerdings der ort. das erste highlight: ein 1:1 modell aus gips vom groessten je gefangenen krokodil der welt. fast 9 meter lang und auch beachtlich hoch. und das zweite: die end- und anfangsstation des 'gulflander', einer historischen bahnlinie, die wegen dem goldtransport zur kueste gebaut wurde. heute gibt es eine restaurierte wagengarnitur, die (sehr langsam) die 150 nach croydon ein mal die woche bewaeltigt. frueher schon kreuzten wir die geleise des 'savannahlander', der von cairns mitten ins outback fuehrt. ansonsten feiern wir in normanton meinen 31. geburtstag mit barramundi und bier. die musik des 'purple pub' gefaellt uns auch. fischen ist ein ganz grosses hobby er australier. neben dem fahren von vierrad-betriebenen fahrzeugen und biertrinken. es gibt eigene fischer-, ja sogar lediglich barramundi-zeitscriften. und natuerlich 4WD-blaetter jede menge.
die haelfte der einwohner normantons sind, wie in vielen orten hier, aborigenes. von der dunklen haut- und haarfarbe her eindeutig erkennbar. meist sehr aermlich. und nicht sehr kontaktfreudig. des oefteren sehen wir betrunkene aborigenes, in zerlumpten kleidern und barfuss (allerdings gehen viele australier barfuss). oft etwas 'ungut' und agressiv. weisse und aborigenes leben nicht durchmischt. und duerften die mit keiner oder nur schlechter arbeit sein. ein trauriges kapitel australiens.
ueber 400 km sind bis zur naechsten stadt cloncurry. dazwischen gibts aber das 'burke and wills roadhouse', benannt nach den beiden beruehmten australier-durchqueren des vorigen jahrhunderts, die dabei tragisch ums leben kamen. von der hitze komplett ausgelaugt, schleppe ich mich ins roadhouse. nach 3 liter powerade gehts mir wieder halbwegs gut. trotzdem muessen wir wegen mir noch einen tag dort bleiben. dafuer erleben wir ein seltenes phaenomen dieser jahreszeit - einen starken regen fuer fast 2 stunden. alles versinkt im gatsch. die letzten 200 km quaelen wir uns bei starken gegenwind hinunter zum barkly highway, der uns spaeter in die northern territories bis zum stuart highway bringen soll. ein kampf gegen wind und hitze, die tagsueber nun immer dominanter wird. doch die trockene landschaft veraendert sich. nicht unbedingt offensichtlich, aber fuer einen radfahrer eindeutig. abends quaelen wir uns nach einem heissen, anstrengenden tag noch extra zu einer 'rest area'. eigentlich nur wegen dem tisch und der bank, die es auf diesen rastplaetzen neben der strasse gibt. noch bevor wir die raeder abgestellt haben, begruesst uns freudig ein caravan-fahrer aus tasmanien. 1 minute spaeter habe ich ein eisgekuehltes XXXX-gold lagerbier in der hand. und bine und ich erhalten gleich eine einladung zum abendessen. was fuer eine ueberraschung nach diesem harten tag. was fuer ein gutes essen. was fuer nette leute.
die sonne versinkt hinter dem horizont. roter himmel. dann breitet sich ein schwarzer mantel ueber uns aus. bedeckt mit millionen von sternen. es kuehlt angenehm ab. traumhaft.
cloncurry ist vor allem ein umschlagplatz von rindern. road-trains aus weiter entfernung bringen die armen viecher hierher, um dies auf zuege zu verladen und zur kuestebringen. erst dort wird die beengte und hitzebelastete horrorfahrt fuer die rinder beendet. allerdings fuer immer. ganz in der naehe liegt mc kinlay. ein winziger ort mit der einen besonderheit: dort gibt es das 'walkabout creek hotel', beruehmt aus den 'crocodile dundee'-filmen. einen 100 km-abstecher dorthin verkneifen wir uns aber.
ab da gehts auf einem breiten, gut ausgebauten highway durch das huegelige land nach mt. isa. die groesste stadt zwischen cairns und darwin. beruehmt und wichtig wegen einer der groessten minen der welt. ueber 1000 km stollen gibt es bereits. und es werden taeglich mehr. es ist aber trotzdem, ueberraschenderweise, ein nettes staedtchen, das mit 20.000 einwohnern ueber alles verfuegt. bei den riesigen klimatisierten supermarkthallen von 'woolworth', 'coles' oder 'kmart' bekommt bine ganz feuchte augen. ein paradies fuer sie. der lebensstil allgemein ist eindeutig amerikanisch gepraegt. breite strassen ohne gehsteig nur fuer autos. alles ist klimatisiert. fast-food und einwegverpackung ueberall. und viele restriktionen. wir gehen in mt. isa ins 'the buffs', in ein kleines cafe und spielkasino. davor muessen wir uns ausweisen und eintragen. dann ueberall schilder von 'no alcohol for persons under age of 18', zu den spielautomaten ebenfalls zutritt ueber 18. an der bar rauchverbot (!), an den waenden weitere verbots- und hinweisschilder. und kleidervorschriften. runtergekuehlt, dass es einfach nicht gemuetlich ist. und potthaessliche neon-beleuchtung und einrichtung. ich stelle mir schmunzelnd vor, wie es waere, wenn 'the buffs' nach wien verpflanzt wird. eine einzige provokation fuer uns wiener...