das netz
3050 km, goereme / cappadocia (TR)
faeden - bestehend aus skurrilen begegnungen, lieber hilfeleistungen und aufopfernden bemuehungen - ergeben ein netz der naechstenliebe, das mich auf meiner reise traegt.
faden I
wieder einmal eine groessere stadt. wieder einmal ist es dunkel. in einem besseren restaurant fragen wir nach einem hotel. wir hoffen hier auf menschen mit englischkenntnissen zu treffen. doch fehlanzeige. der kellner ringt nach worten, als er versucht uns den weg zu beschreiben. als es ihm anscheinend reicht, verlaesst er uns mit den beschwichtigenden gesten, hier zu warten. eine halbe minute spaeter taucht er wieder auf - mit seinem fahrrad! so fuehrt uns kurze zeit spaeter ein radelnder kellner - gekleidet mit weissem hemd, schwarzer anzughose, lackschuhen und ein buntes rennrad tretend - durch die stadt. zielsicher zum hotel.
faden II
nur wenige minuten nach dem beginn der abfahrt entscheiden wir uns hier oben zu kampieren. die aussicht ist famos. auf der rechten seite der strasse entdecken wir einen guten platz fuer unser nachtquartier. wir schieben also unsere raeder bis zur einfahrt zu einem kleinen feldweg wieder ein paar meter hinauf - auf der 'falschen' strassenseite. einige meter vor uns, auf der gegenueberliegenden seite klaefft uns ein hund an. der autofahrer, der in diesem moment den berg herunterfaehrt, meint wohl, dass wir beim bergauffahren wegen des bellenden hundes auf die andere strassenseite gefluechtet sind und uns nun hinter den raedern verstecken. er bleibt auf jeden fall stehen, legt den rueckwaertsgang ein und bewegt sein fahrzeug den berg hinauf. er bleibt stehen, oeffnet die fahrzeugtuer und schmeisst dem hund einen grossen stein nach. als der hund die flucht ergreift, winkt der fahrer uns freundlich zu, nach dem motto 'der weg ist frei'. wir bedanken uns, und um ihn nicht zu brueskieren, steigen wir aufs fahrrad und beginnen den berg hochzuradeln. natuerlich nur solange der autofahrer im blickfeld ist. schliesslich wollen wir ja hierbleiben. waehrend wir kraeftig in die pedale treten, ist der bellende hund wieder da. der nette autofahrer, der schon begonnen hat, wieder loszurollen, legt wieder den rueckwaertsgang, um dem hund das fuerchten zu lehren. er wartet nun laenger am strassenrand, um sicher zu gehen, dass wir wohlbehalten die kritische stelle passieren. bine und ich treten also weiter den berg hinauf. nach einiger zeit faehrt das auto endlich los. und erst als er hinter der naechsten kurve verschwunden ist, koennen wir umkehren und zu unserem nachtquartier rollen. zum zweiten mal. diesmal klappt es.
faden III
bei regen, kaelte und dichtem nebel erreichen wir den pass. in der raststation waermen wir uns auf, erholen uns. und fragen dabei nach einem zeltplatz. 'no problem', sagt die freundliche engagierte chefin. hinter dem haus sei das zeltaufschlagen leicht moeglich. nachdem wir fertig getrunken und gegessen haben, suchen wir nach einem geeigneten platz. werden allerdings sofort verjagt, als wir uns anmachten, das zelt auszupacken. ich gehe zurueck in die gaststube, um die sache zu klaeren. 'no problem', meint die chefin erneut. ihr sohn faehrt mich nun zu ein paar hundert meter entfernten bungalows. spricht mit den besitzern, ob wir auf ihrem grundstueck campieren koennen. nicht moeglich. also wieder zurueck. 'no problem', sagt die frau nochmals und vertraut uns einem schweigsamen mann an, der uns mit dem moped zu seinem haus fuehrt. es ist einsam, dunkel, mitten im wald. eine grosse hundehuette steht verlassen daneben. waehrend wir das zelt aufstellen, traegt der mann eine axt ins haus...
faden IV
zum vierten mal statten wir dem postamt einen besuch ab. bine erwartet einiges an post. vor allem ein grosses paket. es ist noch kein einziges poststueck angekommen. das kann doch irgendwie nicht sein. und als wir auch dieses mal eine diesbezuegliche absage erhalten, bleiben wir hartnaeckig. fragen nach, vermitteln die wichtigkeit des paketes, bleiben beim schalter einfach stehen. als die postbeamtin ein einsehen hatte, griff sie ploetzlich zum telefon. zwei minuten spaeter halten wir ein stueck papier mit einer paketnummer, der adresse des postamtes und einer anfahrtsbeschreibung in der hand. grosse erleichterung. die frau verlaesst ihren arbeitsplatz, begleitet uns hinaus und fuehrt uns persoenlich bis zur strassenbahnstation...
faden V
oben auf dem pass treffe ich auf eine grosse radlergruppe. deutsche reisende auf trekkingraedern ohne gepaeck, werden mit NATOURS durch das land gefuehrt. es folgen kurze gespraeche ueber ihre reise, ueber meine reise. die gruppe bricht nach einiger zeit auf, ich warte noch auf bine. etwas spaeter rolle ich mit ihr ebenfalls den berg hinunter. ploetzlich rufe. gewinke. NATOURS laedt die beiden globebiker zum mittagessen ein. an einem schattigen plaetzchen im wald, neben einem rauschenden bach. auf einer decke ist das essen serviert: gemuese, kaese, wurst dazu kaffee, brot, joghurt und kekse. fuer uns ein abwechslungsreiches, ueppiges mahl. vielen dank den leuten von NATOURS.