das netz V - in indien
8675 km, pokhara (NEPAL)
faeden - bestehend aus skurrilen begegnungen, lieber hilfeleistungen, aufopfernden bemuehungen oder einfach nur witzigen situationen - ergeben ein netz der naechstenliebe und lebensfroehlichkeit, das mich auf meiner reise traegt.
faden XXVI
in indien haben alle softdrinks auf ihren etiketten einen bemerkenswerten zusatz notiert. angebracht meist vorne beim logo. mit grossen lettern gut lesbar. wenn nicht so deutlich, dann aber immer hinten im kleingedruckten. bei cola ist es ja noch verstaendlich. aber es ist auch auf 'mirinda orange', 'fanta lemon', 'fanta apple' oder 'duke mango' zu lesen. es klingt wie eine beruhigung oder entwarnung. der zusatz lautet: CONTAINS NO FRUIT.
faden XXVII
ich schwitze, bine transpiriert. eine frau ist einfach vornehmer. das war immer so auf der reise. natuerlich nur im spass.
erster tag in indien. als wir alles erledigt haben, setzen wir uns auf ein cola zusammen. die luft ist heiss und feucht. die schwuele atmosphaere erschlaegt uns regelrecht. bine rinnt der schweiss in stroemen herunter. die kleidung klebt an der haut. alles ist nass. '...aehh bine...du transpirierst etwas', versuche ich sie vorsichtig auf ihren zustand anzusprechen. daraufhin antwortet sie abgeklaert und kuehl: 'nein uli. ich transpiriere nicht - ich schwitze!'
lediglich transpirieren ist einfach nicht moeglich in indien. nicht einmal fuer bine.
faden XXVIII
die bemuehungen unsererseits, zu nicht-scharfem essen zu gelangen hat auch ihre amuesablen seiten. in einem lokal.
uli (zum kellner): '...and please: all food not spicy. do you understand? no chilly, no masala, no pepper...ok?'
kellner (vorsichtig): 'yes, not spicy. just a little bit green pepper...?'
uli: 'no! also no green pepper. no spices at all. just salt please.'
kellner (enttaeuscht): 'ok. no spices...'
faden XXIX
die besseren AC-hotels haben auch room-service. hin und wieder nehmen wir dieses fuers essen in anspruch. die 'boys', so werden das hotelpersonal genannt, sind oft junge, sehr nette menschen. englischkenntnisse sind aber oft nicht vorhanden.
uli: 'ok. can we have tomato soup. one.'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'dschee.' (heisst: ja)
uli: 'vegetarian spring roll. two.'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'sebetarian spring roll. dschee.'
uli: 'french fries. one.'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'dschee.'
uli: 'egg fried rice. two.'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'dschee. eg frid rice. to. dschee'
uli: 'and curd. one.'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'dschee.'
uli (langsam und deutlich): 'and please: all food not spicy!'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'dschee, not spicy.'
uli: 'do you understand 'spicy'?'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'spicy. dschee.'
uli: 'NOT spicy.'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'not spicy. dschee, dschee.'
uli: 'thank you.'
boy (wackelt seitlich mit dem kopf und laechelt): 'dschee. dschee.'
faden XXX
in aurangabad erscheint der erste zeitungsartikel ueber uns und unsere reise im lokalteil. am naechsten tag sprechen uns tatsaechlich einige leute an. 'are you the cyclists?' wir fuehlen uns ein wenig wie stars. als wir die stadt verlassen, ueberholen uns (wie so oft) radler. 2 stueck. einer davon bleibt parallel zu mir und spricht mich an.
radler: 'are you the cyclists from the newspaper?'
uli: 'yes.'
radler: 'really great. i admire you. we also go to a temple today. 70 km away.'
uli: 'that is great.'
radler: 'you inspired us to go by bike.'
uli: 'that is good.'
radler: 'maybe i also go on a big india trip by cycle. because of you.'
uli: 'great.'
radler: 'happy journey.'
uli: 'good bye.'
faden XXXI
anders als in den meisten laendern davor, ist es in indien schwer, die raeder mit ins zimmer zu nehmen. auch im dreckigsten, billigsten quartier. im radfahrerland indien ist ein fahrrad wohl ein normales transportmittel, das in einem haus nichts verloren hat. so versuchen wir, wenn die aufbewahrung im eigenen zimmer unmoeglich scheint, andere zufriedenstellend sichere unterstellplaetze fuer unsere wertvollen reiseraeder zu finden. in einem hotel.
hotelmanager: 'you can park your vehicle outside the hotel, sir. it is safe.'
uli: 'no, no. not outside. we want to have the cycles inside the hotel, please.'
hotelmanager: 'we guarantee. it is safe for your cycles, sir. many guests of our hotel park their cars, motorbikes and bicycles in front of the hotel. there is a guard 24 hours.'
uli: 'nobody arrives per cycle and stayes in your hotel.'
hotelmanager (laechelt): 'no, but on motorbikes.'
uli: 'what about there, behind the reception at the wall?'
hotelmanager (entruestet): 'sorry, sir. this is not possible. THIS IS THE RECEPTION!'
uli: 'yes, i know. why not?'
hotelmanager: 'sorry, sir.'
uli: 'can we put the cycles upstairs on the floor? in front of our room.'
hotelmanager (schweren herzens und etwas genervt): 'ok, sir. as you like...'
faden XXXII
zwei wahrheiten ueber den verkehr in indien. erstens: auf der strasse gilt das recht des staerkeren. und zweitens: alle verkehrsmittel sind hoffnungslos ueberladen oder mit menschen ueberfuellt.
ich fahre as usual mit meinem rad am linken rand der strasse (in indien herrscht linksverkehr). einer dieser typischen, alten jeeps, die als sammeltaxis fuer die einheimischen dienen, rollt an mir vorbei. drinnen sitzen die leute zusammengepfercht. und ausserhalb haengen sich auf drei seiten menschenknaeule an. noch bevor mich dieses fahrzeug fertig ueberholt hat, schneidet es unvermutet an den rand um stehenzubleiben. und draengt mich von der strasse. ein passagier, der am weitesten heraushaengt, rempelt mich (natuerlich unabsichtlich) an. ich werde (wie so oft) wuetend. begebe mich auf die rechte seite des autos - zum fahrer. 'kannst net fahrn du XXX!!??', schreie ich ihn in meiner muttersprache an. doch niemand reagiert. auf der fahrerseite haengen drei stehende inder aus der tuer. und zwei sitzen noch neben dem fahrer - auf der RECHTEN, der tuerseite! der lenker kann mich also weder sehen, noch hoeren.
fluchend rolle ich davon. das ging ins leere. was fuer eine niederlage.
faden XXXIII
die leckeren, frisch gepressten und sehr billigen fruchtsaefte trinke ich sehr gerne. meist dauert die zubereitung etwas, und da ich grossen durst habe, bestelle ich oft gleich zwei glaeser fuer mich.
so auch bei einem juice-stand in umaria. bine und ich warten. als das getraenk fertig ist, wird es noch gezuckert. ich nehme einen ersten, kraeftigen schluck. abgesehen davon, dass die fluessigkeit ganz warm ist, schmeckt sie erstmals nicht koestlich, sondern widerlich. sauer, salzig und sogar etwas scharf. der vermeintliche zucker war ein salz-pfeffer-chilli-gemisch. ich wuerge noch ein paar schlucke hinunter. aber zwei glaeser sind zuviel. bine nimmt das volle glas, geht unauffaellig nach hinten zu einer niedrigen mauer und schuettet das gebraeu dahinter. beinahe auf ein hausschwein, das im dreck ein nickerchen haelt.
faden XXXIV
bine vermutet blut in ihrem stuhl (was sich aber schliesslich als falsch erweist), und ist ganz aus dem haeuschen. und nicht zu beruhigen.
wir sind in einem kleinen ort in der naehe von ajanta. bine will nicht auf den naechsten tag warten, an dem wir jalgaon - eine grosse stadt - erreichen. also fragen wir nach einem arzt. und tatsaechlich - es gibt einen! ueber staub, jede menge tierscheisse, diverse herumliegende schweine und hunde hindrueber, stapfen wir zum onkel doktor.
die 'praxis' ist rund 10 m2 gross. ein bett, durch einen vorhang abtrennbar. eine bank und ein schreibtisch. sonst nix. das aussehen, die atmosphaere und die hygiene einer abstellkammer. ein ganz einfacher landarzt.
als der arzt sich zeit fuer uns nimmt, begeben wir uns zum bett hinter den vorhang.
bine: 'i have detected little, red spots in my faeces. and i am not sure if it is maybe blood.'
der arzt wackelt seitlich mit dem kopf.
bine: 'one month ago, i had made a stooltest. and things were alright.'
arzt: 'st...stool..??'
bine: 'stooltest.'
arzt: 'stool...est...yes.'
der arzt nimmt das handgelenk von bine, und misst ihren puls.
bine: 'i think i am well. i am concerned about red spots in my faeces.'
arzt: 'yes.'
der arzt drueckt mit ausgestrecktem zeigefinger auf bines bauch.
bine: 'are you able to make a stooltest?'
arzt: 'stool...??'
der sohn des arztes kommt zu hilfe.
bine (zum arztsohn): 'can you make a stooltest? or is it not possible?'
arztsohn: 'stool...est?'
bine: 'yes. to check my faeces.'
arztsohn: 'faces.'
der arzt deutet mit seiner hand an ob das problem im mittleren koerperbereich, vorne oder hinten besteht. wir deuten auf den hinteren bereich. jetzt scheint er zu verstehen.
arzt: 'jalgaon.'
mit einer spitalsadresse und einer anscheinend ersten diagnose in hindi-sprache in haenden verlassen wir die praxis. auf nach jalgaon.
faden XXXV
zitat aus dem touristenprospekt der stadt bhopal. hauptstadt des bundesstaates madhya pradesh. aufgrund zweier seen, an denen die stadt gebaut ist, auch 'city of lakes' genannt.
'glimpses of bhopal'
'upper and lower lakes of bhopal have enhanced the beauty and glory of bhopal awarding it a distinct physical identity. greatmen like ravindra nath tagore and urdu poetic genius allama iqbal had special liking for the lakes of bhopal. even merciless times could not stain the physical beauty of bhopal lakes. to view sun rise and sun set from the boat club in upper lake is an unforgettable visual joy.
lower lake casts a hypnotic effect on the visitors. its placid water leaves a lasting effect on the viewers.'