NEPAL I: sonauli-kathmandu
Nepal
6. August 2003
NEPAL I: sonauli-kathmandu
8910 km, kathmandu (NEPAL)
route: sonauli-tansen-pokhara-donauli-mugling-kathmanduals ob die klimatischen und politischen grenzen zusammenfallen wuerden. an dem abend, als wir die grenze in sonauli von indien nach nepal passieren, ist es fuer uns seit monaten erstmals angenehm kuehl. dicke, dunkle gewitterwolken haengen in den vorbergen des himalaya. genau dort hinein verlaeuft unsere weitere route. trotz des wetters freu ich mich sehr darauf. endlich einmal keine ebene, sondern eine kurvige strasse, auf der man nie weiss wie es hinter der naechsten biegung aussieht. und aufgrund der hoehe ein angenehmeres klima als in indien, auch wenn die luftfeuchtigkeit auch in nepal hoch ist. nepal bedeutet fuer mich ein bisschen so was wie eine befreiung. alles scheint in den ersten stunden in dem neuen land leicht, locker und gutgelaunt von der hand zu gehen. obwohl grenzort halten wir die hotels fuer gut und billig, das essen mundet, und das geldtauschen ist no problem. und bier gibts hier nicht nur in bottle-shops oder licensed restaurant, sonder ueberall. aber das nur nebenbei. bei eagles-musik stossen bine und ich auf das 12. land unserer tour an. das dutzend ist voll. willkommen in nepal!
die paar kilometer am naechsten tag nach butwal sind noch brettl-eben. doch unmittelbar danach erheben sich die berge des himalaya. die strasse, der siddharta highway, fuehrt unvermittelt in ein schmales tal hinein. wider erwarten ist die strasse geteert und ganz gut. die landschaft ist ein wahnsinn. teilweise weit ueber dem steilen, gruenen tal fuehrt die kleine gebirgsstrasse hinauf nach tansen. immer wieder kleine ortschafen. viel landwirtschaft auf allen noch so steilen und schwer erreichbaren haengen. die sonne scheint, der himmel ist blau. tut das gut!
abends in einem kleine zimmer sind wir dann aber doch ziemlich fertig. den ganzen tag nur raufradeln, und das nach 3 monaten flachland fahren. an die berge muessen wir uns erst wieder gewoehnen. seit der tuerkei war es nicht mehr so anspruchsvoll. am naechsten tag geht es einmal lange hinunter. eine schmale, kurvige und steil abfallende strasse an den berghang gepresst. hinunter zum kali kandaki fluss. dann immer etwas rauf und runter. fuer 20 rupies (=25 cent) bekommen wir an den kleinen garkuechen der kleinen ortschaften koestliche eiernudeln. oder frittierte brottaschen. seit 5 monaten eine weitere abwechslung: es regnet! und zwar sehr heftig. es ist zwar schwuel, aber als wir komplett durchnaesst sind, wird uns richtig kalt. abends wollen wir unser zelt in einem verlassenen geraeteschuppen aufstellen, erfahren aber, dass es in wenigen kilometern hotels gibt. dort angekommen ist es nicht leicht, ein quartier zu finden, das nicht durch leiteraehnlichen, schmalen stufen ueber 2 stockwerke hinauf erreichbar ist. mit dem ganzen gepaeck und fahrraedern eine herausforderung, die wir uns zum glueck ersparen koennen.
bei anstrengenden auffahrten versuche ich bine zu motivieren. 'ich kann die holzofen-pizza von pokhara schon bis hierher riechen'. aber das radfahren auf dem sehr schwach befahrenen siddharta highway macht auch bine spass. wenig verkehr, gute strasse, tolle landschaft. und eine holzofen-pizza in aussicht. was will man mehr.
und pokhara gefaellt uns wirklich sehr. eine kleinstadt an einem see auf 800 meter gelegen. in den 60er und 70er von den hippies 'entdeckt', ist pokhara neben kathmandu die zweitwichtigste touristenstadt des landes. und in lakeside, dem touristenviertel direkt am see, reiht sich ein hotel ans andere, ein restaurant ans andere, und eine travel agency an eine andere. nach indien tut uns die atmosphaere gut. das allerbeste an pokhara ist jedoch die aussicht. bei klarer sicht - und die haben wir trotz monsunzeit einige male - sehen wir vom hoteldach aus atemberaubende berge ganz nah. das annapurna- und das daulaghirimassiv. gipfeln von 7000ern und sogar zwei 8000ern! am besten gefaellt der machapuchre. ein charakteristisch spitzer, und heiliger (daher unbestiegener) berg. die aussicht geniesse ich sehr.
so verbringen wir die meiste zeit mit erholen, schreiben, musikhoeren, spazieren. und abends gemuetlich essen und trinken. im 'club amsterdam', 'maya pub' oder 'rice bowl' werden wir fast stammkunden. die einzigen wirklichen aktivitaeten, die bine und ich hier bestreiten, sind schwimmen im warmen phewa lake, rudern (obwohl das nicht so hingehaut hat, wir haben uns mehr um die eigene achse gedreht als voraus. das boot war wohl arg verzogen...) und einmal radfahren. ohne gepaeck! daher haben wir wohl die strecke rauf nach sarangkot, einem aussichtspunkt auf 1600 meter, schwer unterschaetzt. steigungen ueber 20 prozent haben bines tacho nur magere 0 km\/h anzeigen lassen. und als die strasse sich in eine steinige piste verwandelte, mussten wir sogar einiges schieben. 800 hoehenmeter warens dann doch, und nicht nach 1-2 stunden, wie wir so salopp geschaetzt haben, sondern nach 4 stunden (die letzten hoehenmeter mussten wir unsere raeder ueber steile steinstufen den berg hinaufhieven) konnten wir etwas essen und die tolle aussicht runter ins pokharatal geniessen. die nahen annapurnas waren leider in wolken versteckt. das muss grandios sein. wir ueberlegten kurz, oben zu uebernachten und in der frueh auf eine klare sicht zu hoffen. entschliessen uns aber dann doch zurueckzuradeln. wieder auf der geteerten strasse, sind wir in 40 minuten wieder beim hotel.
und noch etwas geht sich zum glueck noch aus: rafting! da regenzeit und daher nachsaison, gibt es wenig interessenten. mindestanzahl sind so 4 personen. wir besuchen immer wieder die verschiedene rafting-agenturen, und fragen nach moeglichen interessenten fuer eine 2-tagestour am seti fluss. und tatsaechlich. eines tages klappt es, und am naechsten tag sitzen wir im bus nach donauli, 50 km oestlich von pokhara. die anderen touristen, die aus kathmandu haetten kommen sollen, haben abgesagt. schade, so sind wir allein. das heisst, zusammen mit 4 nepalesen, die die crew stellen. bei pausen und essen halten sie sich aber sehr abseits, und versuchen gar nicht viel zu kommunizieren. das haben wir uns anders vorgestellt. doch egal. nach einer einfuehrung ins raften (wir sind beide neulinge in diesem gebiet) gehts an einem zufluss des seti rivers los. alles sehr aufregend, und als wir wirklich am seti sind, wirds um einiges wilder. grosse wellen brechen gegen das boot. wir werden wild herumgeschaukelt. und natuerlich komplett nass. aber es macht grossen spass. der seti ist an sich ein leichter fluss zum raften, allerdings nicht waehrend der monsunzeit. da wird er schwierig, und die sonst schweren routen sind waehrend der regenzeit alle gesperrt. aufgrund des hochwassers ist der seti um einiges schneller. daher sind wir, trotz mittagspause mit essem am flussufer, schon um 1 uhr mittags am kamp, wo wir die nacht verbringen. was fuer eine enttaeuschung. und was fuer ein betrug unserer reiseagentur in pokhara, die uns fuer den ersten tag 4 stunden und fuer den zweiten mindestens 3 stunden raften versprochen hatte. zusammen werden es in den 2 tagen nun knappe 3 stunden sein. lug und betrug, wie bei vielen agencies, die ich in asien kennengelernt habe. viel gerede, aber nichts dahinter.
doch wir versuchen uns so wenig wie moeglich zu aergern, sondern vielmehr das gebotene zu geniessen. am nachmittag spazieren wir etwas in der umgebung herum. gehen ueber eine der zahlreichen haengebruecken und besuchen das angrenzende dorf. weit und breit gibt es hier keine strasse. der naechste ort, etwas zu besorgen, liegt 2 stunden per fussmarsch entfernt. das gilt aber fuer die meisten ortschaften nepals. die meisten sind nur zu fuss zu erreichen, strassen sind immer noch die ausnahme. der einzig freundliche und aufgeweckte unserer rafting-crew, ein junger nepali aus mugling, fuehrt uns ein wenig durch den ort. wir sehen zahlreiche kaputte haeuser. die ehemalige schule und einige wohnhaueser. er berichtet von maoisten, die hier vor ueber einem jahr in einer nacht-und-nebel-aktion diesen schaden mit bomben anrichteten. maoisten versuchen in nepal schon seit jahren, per verhandlungen und gewalt, an die macht zu kommen. dabei sind sie fast ausschliesslich am land taetig. und richten sich ausschliesslich gegen die einheimischen und lassen die touristen in frieden. wohl einige der gruende, warum die regierung in kathmandu so wenig unternimmt. und warum so wenig in den auslaendischen medien darueber berichtet wird. 2 reisende, die wir in pokhara trafen, hatten direkt mit den maoistischen rebellen zu tun. ihr LKW, mit dem sie unterwegs waren, wurde wie alle anderen fahrzeuge von den kommunisten aufgehalten. mit steinen die scheiben eingeschlagen. sie selber, zusammen mit anderen touristen, wurden aber sehr hoeflich und freundlich verschont.
nachts am kamp regnet es fast die ganze zeit. am naechsten tag ist der wasserstand um rund einen meter hoeher, und die fluten noch schneller und maechtiger. selbst der guide meint, dass wir heute wohl kentern werden. mir wird ganz schoen mulmig. wir versuchen zwar mit harten rudern, nicht in den gefaehrlichen strudel zu geraten. doch die wasserkraft ist um einiges staerker als unsere. wir kippen hinein. und stehen seitwaerts mit der laengsseite des schlauchbootes senkrecht. 2 der crew gehen inklusive kuebel und ruder ueber bord. alle anderen bleiben drinnen und kippen wieder zurueck. wahnsinn! der zweite abschnitt ist um einiges wilder als am vortag. und ich bin ehrlichgesagt heilfroh, nach etwas ueber einer stunde das boot verlassen zu koennen. die wucht des wassers, die felsen, gegen die wir geschlagen sind. das war mir zu gefaehrlich und zu viel. bine hats spass gemacht. (siehe dazu auch 'level 4 plus': [=>http:www.pedalglobal.net/reports_main.jsp?action=read&id=111&userid=2])
nach 10 tagen pokhara brechen wir bei stroemenden regen nach kathmandu auf. wuerde uns nicht in ein paar tagen mein freund stephan aus wien besuchen, wuerden wir wohl noch einen tag anhaengen. so aber gehts einmal ueber den auf den ersten kilometern sehr schlechten privthi highway richtung mugling, dem teifsten punkt zwischen pokhara und kathmandu, auf rund 200 metern. wir erreichen zum zweiten mal donauli, diesmal aber per fahrrad. und treffen kurz vor dumre michael aus deutschland, den wir schon aus pokhara kennen. ebenfalls per rad von europa nach nepal geradelt, plaudern wir bei eiernudeln und fanta ein wenig. er schlaegt sich als es dunkel ist, in die buesch etwas ausserhalb des ortes. und bine und ich erfahren das grauslichste quartier der ganzen tour. ein feuchter keller mit 1,80 meter decke und kakerlaken.
die privthi HW ist um einiges mehr befahren als der siddharta HW. als wichtigste verkehrverbindung des landes, dient sie vor allem den zahllosen oeffentlichen bussen und den TATA LKWs, die im atemberaubenden tempo die bergige, kurvige strasse hinauf aber noch viel schneller hinunterrasen. aber ansonsten ist auch dieser abschnitt vor allem landschaftlich sehr schoen. weil sich bine schlecht fuehlt, nehmen wir fuer die letzten 40 km einen bus. das erspart uns auch die gewaltige auffahrt auf einen 2000er pass kurz vor kathmandu. ob der engen strasse und des vielen verkehrs stehen wir kilometerlang im stau. so fahre ich nach kathmandu zum dritten mal hinein, diesmal leider mit bus. und diesmal lasse ich mich zusammen mit bine das erste mal in thamel, DEM touristen ghetto schlechthin, nieder. die vielen ess- und abhaengmoeglichkeiten sind fuer uns, aber auch fuer die bald kommenden besuche sehr angenehm.
nun heisst es etwas pause vom radeln. rund ein monat werden wir nun zusammen mit stephan aus wien und dann mit bines eltern alfred und brigitte in nepal verbringen. ich freu mich schon.