TUERKEI III: goereme/kappadokien - kilis (grenze zu syrien)
Türkei
31. Oktober 2002
TUERKEI III: goereme/kappadokien - kilis (grenze zu syrien)
3530 km, kilis (TR)
wir verlassen nach mehr als ausreichender ruhepause goereme ueber einen shortcut richtung uerguep. mit ein paar kehren fuehrt die sehr steile pflasersteinstrasse aus dem goereme-tal hinaus. oben angelangt, treffe ich einen pensionierten aber ruestigen oesterreicher, der mit deutschen reisenden das gebiet erkundet. er zeigt sich etwas enttaeuscht, was den bekannheitsgrad seiner heimat angeht. 'ned amal a flagge hams aufghaengt', beteuert er, und zeigt auf die flaggenmaste am kampingplatz. tja, ein oesterreichisches schicksal.in uerguep bestellen wir einen chicken burger ohne mayonaise und bekommen einen wurst burger mit majo.
auf dem weg in das touristische zentrum von kappadokien begegnen uns fast ausschliesslich touristenbusse oder touristentaxis. doch kaum verlassen wir uerguep ueber die kleine strasse nach develin, sind alle anzeichen von touristen wie vom erdboden verschluckt.
wir radeln ein kleines tal hinauf. eine auffahrt wie wir sie bis gaziantep noch sehr oft erleben werden. es ist nun endgueltig der spaetherbst auf dem anatolischen hochplateau hereingebrochen. die blaetter der baeume sind gelb, braun oder dunkelrot. die felder abgeerntet. die naechte mit erstem leichten frost.
schon von weitem ist der fast 4000 meter hoher ercires vulkan zu sehen. schon jetzt schneebedeckt, gibt es auf seinen haengen einige skilifte. vorbei fahren wir an diesem gigantischen berg in einer steppenlandschaft. eben, karg bewachsen. eine einsames asphaltband wird nur von teleponmasten begleitet. so aehnlich stelle ich mir grosse teile von kasachstan vor...
zum fruehstueck gibts im allgemeinen meist schokocreme von UELKER, mit brot und tee. tagsueber softdrinks von UELKER oder cola. entweder mit brot-kaese-ketchup oder mit diversen kekssorten von UELKER. auf produkte von UELKER, ein riesiger, tuerkischer lebensmittelkonzern, sind wir ganz wild.
wir stellen unser zelt wieder einmal an einer tankstelle auf. abendessen kochen wir neben 2 tuerkischen verkaufern. sie verbringen ebenfalls die nacht hier (in ihrem vollbeladenen PKW) und bereiten ebenfalls, auf einer decke ausgebreitet, ein abendessen. bei cay koennen wir uns mit wenigen worten und viel gesten verstaendigen. wenn es um unsere reise mit dem fahrrad geht, die typische reaktion, wie wir sie oft amuesiert zur kenntnis nehmen: 'ohh! bicicleta! tuerkisch fahren lieber automobil...'
nach develin geht es auf zum ersten 2000er pass der tour. die landschaft wird zusehends alpiner. tiefblauer himmel, und karge, imposanten bergketten ringsum. es ist zwar teilweise sehr anstrengend, andauernd bergauf oder bergab zu radeln. aber die landschaft ist es wert. hinter jeder kurve tun sich andere anblicke auf. man weiss nie wie es weiter geht. die letzten paar hundert meter auf schotter und der pass ist erreicht!
in unserer karte (eine touristenkarte 1:2 000 000, die wir geschenkt bekommen haben, viel besser als die gekaufte von freytag\&berndt!) ist die strecke ab nun als 'landschaftlich schoen' ausgezeichnet. gefaellt mir auch sehr gut, allerdings sehe ich wenig unterschied zu vorher. es leben relativ wenige menschen hier. und die versorgung dementsprechend schlecht. in einem kleinen ort mir supermarkt bekommen wir mit muehe und not 2 wecken brot.
weiter unten veraendert sich die landschaft wieder, mehr platz im tal bedeutet mehr landwirtschaft. in dieser gegend in form von riesigen zuckerruebenfeldern, die gerade abgeerntet werden. grosse LKWs vollbeladen mit tonnen von zuckerrueben ueberholen uns. ansonsten ist der strassenverkehr minimal. 30 km vor goeksun gelangen wir an eine groessere strasse, die uns bis zur grenze nach syrien bringen wird. in der 300.000-leute-stadt kahraman maras beziehen wir quartier, ansonsten kampen wir einfach draussen in der natur oder bei tankstellen.
ueber unsere eindruecke die bevorstehende wahl betreffend, habe ich ja schon etwas berichtet. je naeher der wahltag rueckt, desto fanatischer werden die parteianhaenger. bine und ich sehen viele verkehrsschilder - zugeklebt mit konterfeis von politikern. auch die strassen werden als kostenlose werbeflaeche missbraucht und mit slogans und logos besprueht. die staedte sind beschmueckt mit unzaehligen flaggen von diversen politischen parteien. plakate und spruehaktionen ueberall.
die fahrt nach gaziantep wird anstrengender als erwartet. nach infos von einheimischen sollen die berge ab maras zu ende sein. davon merken wir aber wenig, fahren kilometerlange anstiege. leider haben wir in dieser gegend erstmals erfahrungen mit steinewerfenden kindern. an zuviel und bloeden touristen kann es nicht liegen. hierher kommen fast keine auslaender. erinnerungen an tibet werden wach, und vorahnungen auf jordanien. die grossstadt gaziantep passieren wir einfach und fahren gleich nach kilis weiter.
bine und ich bleiben nun einen tag in dieser grenzstadt zu syrien. nach fast 2 monaten in der tuerkei freuen wir uns aber nun auf ein neues land. trotzdem, tuerkei ist ein ideales land zum radeln - auf kleinen strassen wenig verkehr, tolle landschaft und vor allem freundliche und hilfsbereite tuerken. oke, die berge verlangen mit einem schwer bepackten fahrrad einiges ab...