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radreisen
in Vorbereitung: 3onTour!
das ziel ist erreicht!

  
Nepal
3. Oktober 2000

das ziel ist erreicht!

4010 km, kathmandu (NEPAL)

gestern abend sind wir hier im paradies, in der stadt des ueberflusses und des luxus angekommen und haben uns somit immerhin zweieinhalb tage der ruhe und der voellerei ermoeglicht auch wenn es eigentlich sehr viel zu erledigen gibt und wir trotzdem andauernd auf den beinen sein muessen. Das grosse, langersehnte ziel ist nun erreicht, der endpunkt der 3 monatigen tour durch zentralasien und westtibet. und wir sind ehrlich gesagt sehr stolz und zufrieden, es geschafft zu haben - naemlich alles mit dem rad zu fahren, das war ja oft nicht sicher, da wir nie wussten wie weit es eigentlich wirklich ist und vor allem auf welchen strassen. jaja die strassen... aber nun ein kurzer rueckblick auf die 3.etappe. als wir aus der stadt in the middle of nowhere - ali wo ich mich daslaetzte mal meldete - radelten, hofften wir das bezueglich der strassenverhaeltnisse das groebste ueberstande sei, aber so ist nun mal asien - weit gefehlt.

abgesehen von meinem akuten durchfall, das ich mir beim abschlussessen mit einem amerikaner in ali geholt habe - war die strasse katastrophal - vor allem kilometerlange sandabschnitte zwangen uns zum anstrengenden schieben, 2 anstrengende tage spaeter hatten wir erst 90 km geschafft, angesichts von 1200 kommenden km keine gute ausbeute. wenn das so weiter geht sind wir zu weihnachten in nepal...

aber solange wir uns weiterbewegen, geht es vorwaerts. eine einfache, aber wichtige regel. und solange es vorwaerts geht, aendert sich die landschaft und die bedigungen. und so wurde es besser, und nach ein paar tagen waren wir voll in der 3.etappen und es machte grossen spass - vor allem die landschaft war atemberaubend - im hintergrund sahen wir oft toll 7 und 8tausender, das wetter war im allgemeinen super. das erste ziel nach ali war gleichzeitig auch einer der hoehpunkte der ganzen reise - der heiligste berg der tibeter, der mount kailash! der berg ist aufgrund seiner tollen, charakteristischen form und seiner besonderen lage fuer buddhisten und hinduisten gleichermassen ein ganz wichtiger berg. ganz in der naehe des berges entspringen die 4 grossen fluesse asiens - brahmaputra, sutlej, ganges und indus. Der beruehmteste pilgerpfad der welt fuehrt um diesen berg herum, an den 4 seiten des berges - alle haben versch. namen und bedeutungen - sind besondere punkte und werden besonders zelebriert. glaeubige tibeter gehen die 53 km um den berg in 1 langen tag ( so 18 stunden), einige leute mit guter kondition schaffen es in 2 tagen (da wir beide ziemlich straighte typen sind, haben wir 2 tage gebraucht), die meisten leute, auch touristen (von denen es dort allerdings sehr wenige gibt) machen es in 3, und die ganzen schlappen brauchen sogar 4 tage dafuer (vor allem wohlhabende nepalesen die all ihre suenden mit diesem kora (so nennt man einen pilgerpfad) vergessen machen wollen). abgesehen von dem leben der pilger und yaks entlang des weges war vor allem die nordwand des kailash sehr beeindruckend, und was gibt es schoeneres als bei aufgehender sonne diese wand bestaunen zu duerfen. der hoechste punkt des weges fuehrt ueber den 5640 meter hohen droelma la, ein toller pass mit grosser wichtigkeit fuer die pilger. nur wenige kilometer entfernt liegt einer der 4 heiligen seen tibets (an 2 bin ich ja vorigers jahr vorbeigefahren). ein kloster oberhalb des sees bietet eine super aussicht ueber den ganzen see, inkl einem beeindruckenden 7einhalbtausender im hintergrund. landschaflich ging es toll weiter, viele 7 aber auch achttausender haben wir bei bestem wetter bestaunen duerfen. ab saga, der ersten groesseren stadt nach ali sind wir dann, natuerlich auf depremierend schlechter strasse, einen abkuerzer richtung nepalesischer grenze gefahren, bis zum friendship highway. ab dort habe ich die strecke schon gekannt, bis nach kathmandu. da ich bei den letzten mails eigentlich nie genug ruhe und zeit hatte, ausfuehrlicher zu schreiben, so versuche ich nun kurz von einigen erlebnissen und eindruecken von der ganzen tour zu berichten. nicht chronologisch und natuerlich bei weitem nicht vollstaendig:

in kirgistan herrscht immer noch vielerorts korruption und verbrechen, auch wenn eine saeuberungsweller der regierung fuer besserung sorgen soll. So berichtete eine deutsch-russische familie, bei der wir uebernachten durften, von einem ereignis in ihrem ort. die besitzer der s\dicken 600er SL mercedes (natuerlich mit verdunkelten scheiben), von denen wir sehr viele gesehen haben (viel mehr als in oesterreich), halten sich fuer gewoehnlich nicht an verkehrsregeln und geschwindigkeits-begrenzungen. ein pflichtbewusster polizist verfolgte so ein bonzenauto aufgrund zu schnellfahrens und drohte schliesslich nach langer, vergeblicher verfolgungsjagd mit der dienstpistole auf die reifen zu schiessen, sollte der fahrer nicht anhalten. sofort oeffnete sich ein fenster und der lauf einer maschinenpistole wurde sichtbar - da musste der streifenpolizist wohl oder uebel aufgeben...
dichte miltaerpraesenz ist in westchina und tibet - aufgrund der grenznaehe - nicht zu uebersehen. durzende konvois mit bis zu 40 LKW (uebrigens der marke STEYR) sind an uns vorbeigerauscht. in der groessten einsamkeit gibt es militaerstuetzpunkte (die wir zum essen und schlafen nuetzten). was das ganze militaer hier fuer aufgaben erfuellt, ist mir unklar. ich habe keine einzige waffe, keinen panzer, munition, nicht einmal miltaer jeeps gesehen. meiner theorie nach muss wahrscheinlich jede kompanie so und soviel sprit im jahr verfahren, wird dafuer gelobt und bekommt fuers naechste jahr ein noch groesseres kontingent. als wir zu mittag mitten am aksai china plateau (in der hochgebirgswuste auf 5000 meter nahe der grenze zu indien) eine kaserne zwecks nahrungsaufnahme besuchten, war alles so wie immer. untaetige soldaten lungern herum und wollen alle mit unseren fahrraedern fahren (was wir naruerlich nicht erlauben da die chinesen viel zu klein und schwach sind unsere 50 kg reiseraeder zu manovrieren). ploetzlich helle aufregung, einer pfeift alarm.die zigaretten werden weggeschmissen, wir (endlich) ignoriert. Was passiert hier? greift die indische armee an? nein, ein offizier kommt mit einem ganzen wagenkonvoi zur inspektion. ploetzlich wird in der kueche gewaschen, motoren und LKW geputzt, jeder hat etwas zu tun. das hat uns sehr amuesiert und mich an meine praesenzdienstzeit errinert. der groesste feind kommt halt doch von innen.

jedesmal aufs neue verbluefft mich die - fuer meine begriffe – extreme lethargie der asiaten. es scheint den leuten gleichgueltig zu sein, ib wir nun bei ihnen was kaufen, essent etc. oder nihct. die geschaefte biete alle das gleich beschraenkte sortiment an, gleich preise. keiner versucht auch nur irgendwie einen vorteil gegenueber seinen mitbewerber heruaszuschlagen. Und das obwohl sie selbststaendig sind und privat agieren! die kuech ist extrem einfaeltig (ich habe nun wirklich 2 monate nur von reis, nudeln und vitaminpillen gelebt), am land scheinen die menschen nur von laghman zu leben. Dabei ist es ein leichtes, mit der ihnen zu verfuegung stehenden zutaten eine abwechlungsreiche und gute kueche zu kreieren. auch ein plumpsklo einzurichten ist keine angelegenheit von reichtum. die meisten leute empfindesn das lebens vor allem als schicksal und bestimmung. selber tun sie nicht viel dazu, etwas zu aendern, scheint es mir.

ganz typisch fuer zentralasien sind die vielen nebeneinander lebenden volksgruppen, die - unabhaengig von staatsgrenzen - auch noch sehr zerstreut leben. kirgisen gibt es auch in den umliegenden staaten, auch um kaschgar, wo woeters kasachen, mogolen etc. leben. man muss daher von vorherrschende volksgruppen (und die damit verbunden religionen und sprachen) sprechen. In kirgistan leben vor allem kirgisen und russen, russisch ist DIE sprache in ganz zentralasien, islam ist sehr gemaessigtund unauffaeillig. westchina wird (neben den vielen bewusst angesiedelten chinesen) von den uiguren dominiert. vieles ist daher arabisch geschrieben, su den super kepab-spiessen gibt es demnach kein bier. buddhismus ist natuerlich die religion in tibet. mit der kurzen zeit hier in nepal haben wir auch gebiete der 3 grossen weltreligionen bereist: islam, buddhismus und hinduismus. an schrift ist uns begegnet: arabisch, hindi, tibetanisch, chinesisch, lateinisch und zyrillisch.
bei so vielen widrigkeiten, vor allem was gesundheit und strassenverhaeltnisse angeht, braucht man einen grossen willen um weiterzukommen – naemlich mit eigener kraft mit dem fahrrad. da sind mir vor allem bei dieser reise die drei dinge zugute gekommen, die ich beim bundesheer gelernt habe: disziplin, disziplin, disziplpin. aus meine tagebuch: <>


jaja, leicht wars nicht, aber dafuer umso beeindruckender. markus ist der beste reisegefaehrte den ich mir vorstellen kann und wir sind super kumpels geworden. ich sags jetzt nocheinmal fuer alle: ich habe ALLEINE 15 kilo gewicht verloren, also erspart euch zuhause eure kommentare. wir fliegen dafuer als handgepaeck. das concordia hat eine verantwortungvolle und wichtige arbeit zu leisten. die rueckreise wird fast das anstrengste: vn kathmandu nach dehli, nach 5 stunden weiter nach london und dann muenchen. von dort mit den eltern von markus nach waldkirchen und am naechsten morgen nach passau. dann mit zug nach wienwest und von dort schliesslich - so wie vor fast 3 monaten alles begonnen hat - mit dem rad nach wien-simmering. so schliesst sich der kreis.

2 sachen noch:

da wir 4000 km geradelt sind, entscheidet der zustande der strasse ueber hochgefuehl und depression (wir erlitten mehrere nervenzusammenbrueche), ueber weiterkommen und steckenbleiben, kurz ueber den verlauf und ablauf der ganzen reise. daher eine kleine hitliste der besten strassen tibets:
1.platz: schlamm der sofort das ganze rad verklebt. nicht einmal schieben moeglich, lange saeuberung des rades.

2. platz: sand. schieben nur unter grosser anstregung moeglich.

3.platz: geroell. grosse steine, felsbrocken. schieben und schweigen.

4. platz: wellblech. fahren mit 4 km/h moeglich aber gute nerven voraussetzung.

5. platz: steine, sand, holprig. normale tibetpiste. 10 km/h durchschnitt.

6. platz: harte schotter piste. angeblich gibts so etwas in nordchina. da muss ich mal hin.

7. asfalt. kenn ich nicht, gibt es nicht.


und wieder eine kleine statistik der gesamten tour:

geradelte kilometer: 4.010

geradelte hoehenmeter: 30.000

hochster geradelter punkt: 5.500 meter

zu fuss: 5.630 meter

fahrtage: 55

schnitt pro tag: 73 km

geradelte bergpaesse: 34

gewanderte paesse: 1

gefahrene paesse: 1

kaelteste tempereratur im zelt: -2 grad celsius


das wars. ich bin bis 5. oktober nachmittag hier in kathmandu und hoffe
noch auf zahlreiche mails, die ich hier noch lesen kann.
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