grüsse aus kashgar
China
11. August 2000
grüsse aus kashgar
1500 km, kaschgar (CHINA)
dreieinhalb wochen sind markus und ich nun unterwegs und haben gestern unser erstes etappenziel erreicht: kaschgar, ganz im westen chinas gelegen, ist eine beruehmte handelsstadt entlang der seidenstrasse in der riesigen "autonomen" provinz xijinang. hier ist es laut, bunt, modern und traditionell und es gibt praktisch alles zu kaufen. ich finds hier super.aber der reihe nach: da ich das erste mail etwas ueberhastet geschrieben habe, war es fuer einige leute schwierig, damit etwas anzufangen. sorry! Nun alles etwas genauer. begonnen hat die tour in bishkek, der hauptstadt der republik kirgistan, ganz im norden an der grenze zu kasachstan, vor 10 jahren hiess sie noch frunze. zusammen mit tadschikistan, usbekistan bilden diese die sogenannten zentralasiatischen staaten, die vor der wende alle zur sowjetunion gehoerten. daher ist noch alles in russisch angeschrieben, neben der landessprache kyrgisisch wird ueberall auch russisch gesprochen bzw. verstanden. wodka ist auch das nationalgetraenk (natuerlich nur der maenner, die frauen arbeiten). Der lebensstandard ist hoeher als ich es erwartet habe, die hauptstrassen sind asfaltiert, es gibt auch einigen tourismus, viel zu kaufen etc.
das erste ziel war der issyk kul, ein riesiger see (200 km lang, 16 km breit und ueber 700 meter tief!) umgeben von zwei riesigen schneebedeckten gebirgsketten. toll! kleine sandstraende und einige sanatorien, die vor allem zur zeit der sowjetunion von den reichen russen frequentiert wurden, wirken jetzt ziemlich heruntergekommen. wir hatten fuer eingige tage traumhafte zeltplaetze. ganz in der naehe von hier liegt jener punkt, der von allen seiten am weitesten von einem meer entfernt liegt (der miitelpunkt der erde). trotzdem hat man am issyk kul das authentischste meer- und strandfeeling, das ohne ozean zu erzielen ist!
am suedufer haben wir dann mehrmals versucht durch das tian shan gebirge zu radeln (hoechster punkt 7500 meter). beim ersten mal war nach 160 km endstation - zwei bruecken kaputt ("problem! problem!"), dann verwandelte sich die strasse in einen schmaler, gefaehrlichen pfad entlang einer schlucht ("no! no! two horses dead!"), beim dritten versuch haben wir uns um 50 km (und 2000 hoehenmeter) verfahren, allerdings dann einen weg gefunden und insgesamt 4 tage durch extreme einsamkeit geradelt. nicht einmal hirten oder jurten haben sich blicken lassen. es war sehr einpraegsam, auch wenn es sehr anstregend zu radlen war. einen 4000er pass, der gar nicht in der karte eingezeichnet ist, habe ich spontan XXXXXXXXXXXXXXX-pass genannt. da dies aber kein salonfaehiger ausdruck ist, habe ich ihn nach einigen tagen in "blue sky-pass" umgetauft. gut gell!
so haben wir in 3 wochen schon 1500 km und 13 hoehenkilometer zurueckgelegt, auch eine gute vorbereitung fuer das kommende abenteuer - westtibet. in der einsamkeit der berge bin ich von einem berittenen und mit einem 3 meter langen pruegel bewaffneten hirten ueberfallen worden – oder sagen wir er hat es zumindest versucht. ich habe aber besonnen reagiert und schliesslich bei einer nahe gelegen jurte um hilfe gewunken, das hat ihn schliesslich irritiert.
wir haben ja schon viele schauergeschichten ueber korrupte polizisten, betrunkene kirgisen und ueberfaelle auf touristen gehoert, aber die kirgisen sind ein sehr sehr gastfreundliches volk. in den einsamen bergen waren wir auf die jurten und bauernhaeuser angewiesen, die uns wie selbstverstaendlich mit nahrung versorgten. ayran (jogurt mit zucker), nan (brot), stutenmilch (vertrag ich nicht), laghman (nudeln), manta (teigtaschen mit fuellung) und in den staedten div. "westliches" essen.
der grenzuebertritt nach china war wieder ein abenteuer fuer sich. Da china sich mit praktisch keinem nachbarstaat vertraegt, ist es fuer auslaender verboten, individuell die grenze zu passieren. daher waren wir 12 stunden mit einer kleinen reisegruppe in einem bus nach kaschgar unterwegs, ueber den beruehmten torugart pass. an die 10 passkontrollen, 3 mal das ganze gepaeck durchsucht, lange wartezeiten und die arroganz der grenzbeamten haben an meinen nerven gezehrt. aber nach dem ersten kuehlen bier in kaschgar war alles schon vergessen.
jetzt bleiben wir noch drei tage in kaschgar, eher es wirklich hart wird. ganz wenig ortschaften, 5700er paesse, schotterpistem , kaelte, schnee, erwarten uns, dafuer atemberaubende berglandschaft, vorbei am K2, und mount kailash (den wir auch zu fuss umrunden wollen) nach kathmandu. bin schon sehr gespannt. ich denke in einem knappen monat gibts wieder die eine email-moeglichkeit, aber sicher ist es nicht.
am sonntag gibts hier in kaschgar den groessten markt ganz asiens, an die 50.000 menschen kommen zusammen und kaufen und verkaufen alles erdenkliche. angeblich ist ein gutes pferd fuer 300 US dollar zu haben. verlockend, vor allem als nahrungsreserve. so denn, ich hoffe euch geht es gut und ich lese von euch. viel emailpost vorzufinden ist immer wieder was schoenes!