AEGYPTEN I: nuweiba - kairo
Ägypten
18. Januar 2003
AEGYPTEN I: nuweiba - kairo
5220 km, kairo (AEGYPTEN)
seit den schweren anschlaegen auf touristische einrichtungen in aegypten gibt es strenge einreisekontrollen in allen teilen des landes. so lesen wir zumindest in unseren reisefuehrern. dass die auslegung von 'streng' vom jeweiligen kulturkreis abhaengt, merken wir sehr schnell. in einem riesigen chaos muessen alle ankommenden passagiere der aquaba-nuweiba-faehre ihr gepaeck durch einen scanner schicken. es wird gedraengelt und geschoben. in dem rieisgen auflauf von menschen gehen leute durch die leuchtschranken, oder daneben vorbei, oder wieder zurueck, um weiteres gepaeck zu schleppen. wir versuchen, stueck fuer stueck unser gepaeck auf das foerderband zu legen. eigentlich gar nicht notwendig. es haette uns wohl keiner daran gehindert, einfach an den geraeten vorbei zu gehen. da die raeder zu gross sind, duerfen wir sie einfach so vorbeischieben. danach gabs nur mehr eine kontrolle und fertig - ein neues land wartet auf uns: aegypten!nuweiba liegt auf der halbinsel sinai, die durch den golf von aquaba, an der wir uns nun befinden, auf der oestlichen und dem golf von suez auf der westlichen seite gebildet wird. ich kenne das rote meer vor allem von einem buch von hans hass, einem oesterreichischen tauch-poinier, der anfang der 50er jahre langjaehrige forschungen am roten meer betrieben hat. und dafuer ist das rote meer auch vor allem bekannt: fuer korallen!
so suchen wir schnell ein geeignetes quartier in der naehe, um am naechsten tag gleich schnorcheln zu gehen. wir schlafen in bambushuetten, die es hier ueberall gibt und liegen abends direkt am meer in bequemen poelstern bei kerzenschein - strom gibt es hier nicht. ist es wirklich paradisiesch, und seit langem koennen wir uns ein bisschen in der sonne und waerme rekeln. das tut gut.
auch wenn bine die korallen und die schnorchelgaenge andauernd mit ihren in australien vergleicht, und immer und immer wieder behauptet, dass es bei den aussies viel schoener sei, so steht fuer mich fest: die korallen und vor allem die bunte fischvielfalt sind fuer mich total faszinierend. sehr beeindruckend!
nach 3 tagen erholung fahren wir richtung kairo. die strasse ist wegen starken regenfaellen zwar gesperrt, fuer uns radler aber keine problem. die ersten 60 km sind wahnsinn. die strasse windet sich stets leicht aufsteigend durch ein schmales tal. hin und wieder ein paar palmen oder andere einzelne baeume mitten in der trockenen wuestenlandschaft. hin und wieder ein kamel. sonst nichts. die erste nacht ist klar und kalt. bine und ich bewundern zitternd tausende sternen vor dem schlafengehen.
der groesste teil der strecke besteht aus flacher wueste. eine landschaft, die mir sehr gut gefaellt. allerdings macht uns wieder der wind, besser gesagt der gegenwind, einen strich durch die rechnung. wir kaempfen uns eine woche durch tobenden gegenwind. wenn er einmal nachlaesst, dann in der nacht. aber auch nur deswegen, um dann frisch erholt am naechsten tag weiterzublasen. so besteht jeder tag vor allem aus kampf und selbstueberwindung. es ist etwas absolut unheldenhaftes und unspektakulaeres, auf ebener asphaltstrasse dahinzukriechen. sich auf einem 5000 meterpass gegen einen schneesturm stemmen, oder im dschungel das rad durch den dreck ziehen - das ist abenteuer. ein auto braucht fuer nuweiba-kairo 5 stunden, wir 7 tage. wir koennen aber stolz auf uns sein, auch diesen abschnitt mit dem rad bewaeltigt zu haben. eben weil es so unspektakulaer war.
vor suez gibt es sogar einen pass, ein paar hundert meter hoch. kaum zu glauben, aber wir kaempfen bei stroemenden regen und beissenden gegenwind gegen das erfrieren an. den suezkanal bekommen wir gar nicht richtig zu gesicht. er ist untertunnelt, und so sind wir froh, die 1 1\/2 km tunnelfahrt heil ueberstanden zu haben. 30 km vor kairo uebernachten wir in einer erste-hilfe-station bei der autobahn. das rettungsteam, bestehend aus fahrer, sanitaeter und 'maedchen fuer alles andere', ist sehr gastfreundlich und unterhaltsam. und wohl auch froh, bei den langweiligen nachtdiensten ein wenig abwechslung zu haben. bei einem abendlichen kartenspiel verliere ich nur knapp. glaube ich zumindest. kaum habe ich die regeln irgendwie kapiert, war es auch schon wieder vorbei. nach einer fast schlaflosen nacht - wir sind im bereitschaftsraum mit laut aufgedrehten fernseher untergekommen - kreigen wir noch tee serviert. sie laden uns ein, noch eine nacht zu bleiben, oder zumindest bei der weiterfahrt noch einmal vorbeizuschauen. sehr liebe leute vom 'roten sichelmond' (die islamische ausgabe des christlichen 'roten kreuzes').
wieder eine einfahrt in eine grossstadt. diesmal in eine 20-millionen metropole. dafuer war es eigentlich nicht so schlimm. im zentrum drinnen kam der verkehr zum erliegen. alles stand, alles steckte fest. stossstange an stossstange, autotuer and autotuer. ein durchkommen unmoeglich. wir hieven unsere schwer bepackten raeder den gehsteig hinauf. nach 20 metern gleich wieder hinunter. und so weiter. fuer den letzten kilometer brauchen wir eine stunde - schiebenderweise.
wir quartieren uns ins 'anglo swiss hotel' ein. preiswert und halbwegs sauber. eine bleibe, die fuer einige wochen unser zuhause sein wird. am naechsten holen wir unseren 2. besuch vom flughafen ab: brigitte und alfred, die eltern von bine. die wiedersehensfreude bei der familie wenzel war sehr gross. haben sie sich das erste mal ueberhaupt fuer laengere zeit nicht gesehen. eine woche verbrachten wir zusammen, tagsueber die verschiedenen sehenswuerdigkeiten bestaunende, abends meist im hotelzimmer bei bier und wein zusammensitzend.
der erste abend war schon was besonderes: heiliger abend. mitgebrachte tannenzweige und kerzen aus deutschland werden bereitgelegt. im kalten hotelzimmer vom 'anglo swiss' ist dann ein bisschen sowas wie weihnachtsstimmung aufgekommen. alfred hat dann auf seiner mundharmonika 'alle jahre wieder' und die die erst haelfte von 'stille nacht' (die zweite hat er leider vergessen wies geht) gespielt. war sehr schoen. nach einer kleinen bescherung, bei der vor allem bine gross abgesahnt hat, gabs dann kekse und leckereien aus europa!!
vom tower aus - einem beruehmten aussichtspunkt von kairo - gibts einen tollen ueberblick ueber die stadt. an wenigen klaren tagen im jahr sind die pyramiden von gizeh zu erkennen. wir sehen sie. das weltberuehmte aegyptische musuem, mit ueber 25.000 ausstellungsstuecken ist eher was fuer insider und freaks. mir wird von den vielen steinen in den holzvitrinen ganz schwindelig. der beruehmte basar ist der touristenbasar, wo es tonnen von schmuck, papyrus und sonstigen ramsch gibt. da steigen sich wirklich nur ausnahmslos touristen gegenseitig auf die fuesse. ruhiger gehts in den uebrigen teilen des basars zu, wo einheimische die ueberhand haben. ein besuch der pyramiden war natuerlich pflicht. in dem weiten gelaende zerstreuten sich die touristen. nur am busparkplatz, auf dem wohl so an die 50 bis 60 busse standen, konnte man erkennen, dass es sich hier um eines der sieben weltwunder handelt. die cheops pyramide besteht aus 2,5 mio. steinquadern, die jeweils um die 2 tonnen wiegen. erst im groessenvergleich mit eine menschen erkennt man die riesigen dimensionen der bauwerke.
abends werden wir von bines eltern in den verschiedenen lokalen der stadt eingeladen. auch auf der 'nile city', einem restaurantschiff am nil, haben wir fein diniert. lecker! wie beim besuch meiner eltern ging auch diese woche viel zu schnell vorbei. schon nach den ersten tagen des besuchs habe ich gemerkt, wie schwer es bine faellt, dass diese woche ein ende nimmt. der abschied war dementsprechend traenenreich. aber schon am naechsten tag war sie darueber hinweg. es ist halt nicht immer leicht, so lange unterwegs zu sein.
die tage bi zur ankunft meines bruders verbrachten wir teilweise mit joerg alias bumbum ([=>http:\/\/mitglied.lycos.de\/bumbumbike\/]) aus ulm. ein fully-rad-diktator, ein brachiales aber liebenswertes sozialwesen und reise-freak auf dem weg nach kapstadt. habe ihn waehrend meiner kurzen aber seligen arbeitszeit in hamburg kennengelernt. wir gehen zu silvester fein essen und trinken in hotelzimmer gemeinsam bier. je besser ich ihn kennenlerne, desto sympathischer wird er mir.
wenig spaeter kam christoph, mein bruder, in kairo an. mit einem super-billigen flug der 'malev hungarian airline' um 4 uhr frueh. nach einem kurzen pflichtprogramm in kairo begeben wir uns sehr schnell wieder auf den sinai. diesmal nach dahab, wo wir um 1 euro pro person sehr gut unterkommen. dahab bietet genau das, was wir uns erhofft haben. gutes quartier und viele moeglichkeiten zu essen und trinken und vor allem - das rote meer mit seinen korallen. wir fahren zum blue hole, ein kreisrundes loch im meeresboden, das vor allem fuer taucher interessant ist - und gefaehrlich. mehere gedenktafeln erinnern an umgekommene taucher im blue hole. schnorcheln ist da bei weitem ungefaehrlicher. bei bestem, sonnigen wetter sehe ich die buntesten fische und leuchtendsten korallen meines lebens. ich bin begeistert! beim schnorcheln sehen wir den giftigen teufelsfisch, kugelfische und muraenen. und vor allem all jene hunderte fischarten, die man aus dem aquarium oder buechern kennt.
hier am roten meer duerfte es wirklich verlaesslich schoenes und warmes wetter sein, auch im winter. die hitze im sommer muss aber gewaltig sein. die meisten tage verbringen wir schnorchelnd und in der sonne liegend. relaxen und braun werden. urlaub vom rad. so laessts sich leben.
nur einmal raffen wir uns zu etwas bewegung auf. eine nachtfahrt bringt uns zum katharinenkloster und ein 3 stuendiger nachtmarsch bei sternenklaren himmel hinauf auf den mount sinai, jender berg an dem moses die 10 gebote erhalten haben soll. wir sind eher frueh dran und daher fast alleine, aber morgens kurz vor sonnenaufgang sind hunderte menschen auf dem berg. pilger stimmen lieder an, und als sich die sonne um ca. 7:45 das erste mal zeigt, gibts applaus. irgendwie schon eine eigenartige atmosphaere hier auf 2200 metern. orangeroter himmel, und zart leuchtende bergspitzen auf der gegenueberliegenden seite. sinai hat wirklich eine beeindruckend landschaft.
per nachtfahrt mit minibus mit 3 umsteigen kommen wir total uebernaechtig an. und als wir christoph um 2 uhr frueh am flughafen verabschieden, haben wir ca. 65 stunden nicht richtig geschlafen. aber es war eine super zeit, und es hat spass gemacht, wieder meinen bruder zu sehen.
woher der naechste newsletter kommen wird, weiss ich sowenig wie ihr. unsere weitere route ist noch nicht klar. so wie geplant wird es nicht gehen - von sudan nach eritrea und dann per schiff in den jemen. auch andere alternativen sind schwer moeglich. bine und ich sind noch am ueberlegen bzw. infos einholen. vielleicht muessen wir fliegen, was mich aber sehr stoeren wuerde. die reise soll eigentlich ueber den landweg fuehren, oder wenn nicht anders moeglich mit dem schiff. aber es ist sehr schwierig in diesem raum zu reisen. buergerkriege, krisenherde, minenverseuchte gegenden, der drohende irak-krieg, fehlende schiffsverbindungen, visa-probleme etc. aber das gehoert halt auch zum reisen dazu. momentan bemuehen wir uns um ein iran und ein turkmenistan visum. auch das ist sehr sehr schwer.
es wird sich alles zeigen. inshallah. das ist auch teil vom reisen.