AUSTRALIEN V: alice springs-adelaide
Australien
6. Februar 2004
AUSTRALIEN V: alice springs-adelaide
16810 km, adelaide (AUS)
route: alice springs-erldunda-yulara-kulgera-marla-coober pedy-glendambo-pimba-port augusta-wilmingto-gladstone-clare-adelaidedas kuehle, regnerische wetter der weihnachtstage begleitet uns auch raus aus alice springs. bekleidet mit regenjacke, die ich schon seit menschengedenke nicht mehr angehabt habe, fuehle ich mich bei diesem nieselwetter nicht unbedingt im roten, heissen zentrum von australien. mitten im regen loesen sich dann auch noch meine vorderen kettenblaetter, scheinbar wie von selbst. das kann ja was werden...
aber das sauwetter ist nach 2 fahrtagen zu ende. wir erleben den seltenen anblick von gruenem outback! ganz im gegensatz zu all den photos und clichees aus dieser gegend.
in erldunda geht der lasseter highway nach westen ab - zum uluru, besser bekannt unter dem namen ayers rock. da wir die 250 km dorthin nur einmal radeln wollen, nehmen wir den bus nach yulara, dem hauptort des uluru-kata tutja nationalparks. eigentlich wars von bine und mir umgekehrt geplant gewesen, damit wir uns dem beruehmten felsen im gewohnten tempo und in entpsrechender demut naehern. ein wunder hintern bei bine hat uns aber dann anders entscheiden lassen. die fahrt dorthin ist sauteuer und der busfahrer eine unfreundliche sau. ich zittere am ganzen koerper vor wut ueber sein auftreten. bine erledigt daraufhin alles weitere.
neugierig steige ich am selben abend auf einen aussichspunkt und erblicke - dunkel und in weiter ferne - den uluru! in der untergehenden sonne sind die ueber 40 km entfernten kata tutja felsen aber um einiges spektakulaere.
am naechsten tag stehen wir um halbfuenf uhr frueh auf. schmeissen uns im dunklen auf unsere raeder, und radeln was das zeug haelt die 25 km zum uluru. es daemmert, als wir dem felsen entgegenradeln. ich kann ein gefuehl von demut nicht abstreiten, als ich mich dem dunklen, grossen felsen naehere. als die sonne um 05:57 aufgeht, radeln wir direkt am uluru entlang. wunderschoen! die eigentliche 'sunrise area', dort wo alle autos parken koennen, um den sonnenaufgang zu erleben, ist dann gar nicht so toll. als wir 15 minuten nach aufgang dorthin gelangen, reisen alle schon wieder ab. wir haben den platz fuer uns alleine.
spaeter gehen wir noch am fusse des felsens den mala walk entlang. begeben uns dann in das visitor center, um die hitze des tages abzuwarten.
abends dann zur 'sunset area'. an die 100 (!) fahrzeuge parken schon dort. vorher radl ich noch zu einem wuestenpfad, wo sich auch die 'sunset area' der reisebusse befindet. die verschiedenen reisegesellschaften haben tische mit weissen tischtuechern aufgestellt, auf denen sekt fuer die gut zahlende kunfschaft serviert wird. an diesem abend verschwindet dann die sonne aber hinter wolken - und taucht erst am naechsten morgen wieder auf.
abends feiern bine und ich unsere wohl ruhigsten silvester unseres lebens. ein paar bier, plaudern und um 1 uhr legen wir uns hin.
am naechsten tag fahren wir per mietauto zu den 45 km entfernten kata tutja felsen, ehemals 'olgas' genannt. beeindruckende runde, rote felsen, die wir mit 2 wanderungen naeher erkunden. besonders das 'valley of the winds' ist super. enges tal, mit hochaufragenden, roten, runden felsen links und rechts. ob der hitze ist dieser pfad ab 11 uhr vormittags gesperrt. abends ein weiterer sonnenuntergang beim uluru.
als wir uns nach 3 tagen wieder aufs rad schwingen, um zurueck zum stuart highway zu radeln, erwarten uns die heissesten kilometer in australien. 46 grad im schatten! aber den haben wir nicht. von einem iren erfahren wir es spaeter ganz genau: in der sonne hats 72 grad! und da radeln bine und ich, und wuergen das heisse wasser hinunter. 2 tage quaelen wir uns, radeln so frueh und spaet wie moeglich. aber waehrend des tages auch nur im schatten dahinzuvegetieren ist schwer genug. als dann noch gegenwind aufkommt, sind wir fast am ende. wir wollen an diesem tag nur mehr eine restarea ansteuern, die ungefaehr bei der abzweigung zum kings canyon liegen muss. vor dieser kreuzung wird der verkehr auf 100 km\/h heruntergebremst. nach weiteren 2 km auf 80 km\/h. wir schleppen uns in der allestoetenden hitze nur mehr dahin. als die besagte abzweigung endlich erreicht ist, keine spur von einem rastplatz. endlich sehen wir eine blaue, wohlbekannte tafel am linken strassenrand. nach 5 minuten sind wir dort. doch es entpuppt sich nur als 'truck bay'! kein schatten. dann endlich das schild zur restarea. aber noch 5 km entfernt! in unserem zustand eine ewigkeit. grosses leiden und ueberwindung. wir haben sowieso keine andere wahl. ich haenge nu noch fertig ueber dem lenker. HITZE!!!!! endlich dort. schatten. aber: der wassertank ist leer...
ab erldunda sinds noch 100 km bis zu unserem dritten zu beradelnden bundesstaat - southern australia. ungefaehr ab der grenze haben wir gegenwind, der uns fast ein monat hiunter nach adelaide begleiten wird. er bringt kuehle, ja eigentlich kalte, luft vom suedmeer. und macht den sonst so heissen hochsommer zu einer angenehmen jahreszeit. allerdings wissen wir nicht, ob wir lieber gegenwind haben oder hitze, denn 1200 km gegen den wind erfordert eine gefestigte psyche. es ist oft eine qual. windschattenfahren, kilometerzaehlen. tag fuer tag. im schnitt bewegen wir uns zwischen 12 und 13 km in der stunde gen sueden - ueber die endlosen ebenen des kargen outbacks. in der nacht wird es immer kaelter, sodass ich zum schluss mit langer kleidung und haube schlafe! und das im australischen hochsommer!
weil ich es mir so wuensche, legen bine und ich auch eine nachtfahrt ein. ich geniesse das radln - der scheinwerferkegel vor und millionen sterne ueber mir. als dann der mond aufgeht, ist es richtig hell. aber bine findet es nicht so gut. so schlagen wir um mitternacht das zelt gleich neben der strasse auf. das verkehrsaufkommen geht gegen null.
kilometer fuer kilometer im endlos scheinenden outback gegen den wind kaempfen zu muessen, ist aufreibend. sehr sogar. da faellt es schwer, freude am radeln und freude an der interessanten landschaft zu finden. und die gibt es hier wirklich. in der naehe von cobber pedy faengt es an teilweise wie am mond auszusehen. nur mehr ganz flache vegetation, bis zum horizont...
in einem roadhouse sitzen wir abends zusammen. ein mann naehert sich uns, und fragt ob wir denn die 'pushbiker' sind. 'can i invite you for a drink, to show you my respect?', fragt er. eine minute spaeter halte ich eine dose kuehles VB in der hand. einfach so. der mann ist wieder verschwunden.
wir ueberqueren den beruehmten 'dog fence'. der zaun, der die wilden hunde, die dingos, aus dem norden aufhalten soll, um nicht in das schafland im sueden einzudringen. mit 5300 km laenge gilt es als das laengste menschengemachte bauwerk der welt. laenger noch als die chinesische mauer (die aber zugegebener massen etwas aufwendiger zu errichten war).
dann erreichen wir coober pedy, was soviel wie 'weisser mann in erdloechern' bedeutet. cooler ort mitten in der mondlandschaft von suedaustralien. 250.000 alte offene schaechte gibts hier, da helfen auch 1000 tafeln nichts, dass nicht doch immer wieder ein paar hinunter plumpsen. 'mad max III' und 'groundzero' sind unter anderem hier gedreht worden. und die cowboys hier haben nur eins im kopf: OPAL OPAL OPAL OPAL. es gibt underground churches, underground hotels, underground kampingplaetze, underground books shops, underground opal geschaefte. ausser dem und sand gibts hier aber nicht viel. hier zahlen wir fuers duschen extra, weil wasser rar ist.
von coober pedy mache ich alleine einen tagesausflug. radle die ersten 20 km des odnatta tracks, bestaune nochmals den 'dog fence' und begebe mich ueber die 'moonplains' (da gibts wirklich nix ausser erde) zu den 'breakaways'. wunderschoene felsformationen in wuestenhafter landschaft. zurueck ueber den mir schon bekannten abschnitt des stuart highways. naechsten tag siedeln wir um. zu einem einzigartigen platz: zum ersten und einzigen underground campingplatz der welt. und es gefaellt bine und mir wirklich sehr gut. 'its nice n cool. and there are no flies', sagt die agile betreiberin. und sie hat recht. untertag in den felsen geschlagene nischen dienen als ruheplaetze. angenehme atmosphaere. und - tatsaechlich keine fliegen. und kein wind!
bei der weiterfahrt weht der wind aber wieder weiterhin brutal von vorne. bine und ich haben ein gemeinsames ziel - die suedkueste zu erreichen. und das macht uns stark! wir erwarten nichts anderes als wind und bekommen genug davon ab. trotzdem radeln wir stets gut gelaunt durchs wunderschoene outback. passieren einige salzseen. riesige weisse ebenen im nichts. ueberland-geschwindigkeits-rekorde sind hier aufgestellt worden. aber auch einige atomtest in den 60er jahren. bines sattel bricht hier zum zweiten mal. das binerle - THE PUSHBIKE DESTROYER!!!! aber auch diesmal wird er wieder geschweisst. und weiter gehts.
wir schlafen nun ausnahmslos im freien - tauschen das stoffzelt gegen das weitaus schoenere himmelszelt aus. nach einem anstrengenden, aber erfolgreichen tag gibts nichts schoeneres, als auf einen sternenmeer zu blicken und bine in den armen zu halten.
die strecke in suedaustralien ist relativ einsam. mehrere abschnitte von 200 km mit nichts ausser sand. einer mit fast 300 km. ein kleiner ort, glendambo, hat laut eigenem schild 2000 schafe, 300.000 fliegen und 30 einwohner.
wir treffen auf einige der legendaeren zuege im outback. endslang werden sie von bis zu 5 loks gezogen. nach ein paar leichteren kilometern lernen wir 30 km vor port augusta nochmals demut kennen. und kriechen mit 10 km\/h das endlos scheinende tal der kueste entgegen. das meer ist erreicht!
nach 2 erholungstagen gehts weiter nach adelaide. wir haengen psychisch etwas durch, haben wir doch irgendwie gedacht, dass es nun vielleicht etwas leichter wird. aber der kalte suedwind blaest weiterhin ungebrochen. wir verlassen die A1 so schnell wie moeglich, radeln erstmals seit ewigkeiten einen bergpass hinauf. und betreten eine neue welt.
felder! ortschaften! alte englische haeuser! nach soviel outback erwachen hier bei mir heimatgefuehle. so lassen wir uns zeit und benoetigen fast eine woche fuer die 350 km nach adelaide. lassen die raeder einen tag stehen und besteigen den mount remarkable im gleichnamigen nationlpark. immerhin 1000 meter hoch. wir radlen durchs clare-valley, das erstklassigen wein produziert. weil mir die weingaerten so bekannt vorkommen, wirken sie hier in australien fuer mich sehr fremd. wir goennen uns ein paar flaschen von dem herrlichen rebsaft. viele australier, die wir hier treffen, haben noch unmittelbar europaeische wurzeln.
die letzten 40 km in die 1.1 mio stadt adelaide werden zur hoellenqual. 4-spuriger highway, 110 km\/ tempo, dichter verkehr mit vielen LKWs, aber schmale fahrbahnen, keine randspur und tiefer schotter daneben. ein graus. des oefteren fluechten wir ins abseits.
doch irgendwann gibts eine radlspur, der verkehr wird langsamer, und irgendwann ist es vollbracht. doch an diesem tag geschieht noch etwas ungeheuerliches! ob des verkehrstresses checken wir es noch nicht so richtig. aber wir merken: wir haben rueckenwind! und es wird heiss! es scheint sich das unfassbare abzuzeichnen: nach 1200 km und 1 monat gegenwind-schlacht aendert sich die so stabile wetterlage just genau an dem tag, an dem wir unsere suedliche reiseroute beenden. eine verhoehnung des gegners!!!
egal - wir schlagen unser zelt auf einem zentrumsnahen kampingplatz auf und ich rasiere endlich meinen bloeden bart - adelaide und damit das ende des stuart higways ist erreicht!