das netz VI - in australien
12688 km, darwin (AUS)
faeden - bestehend aus skurrilen begegnungen, lieber hilfeleistungen, aufopfernden bemuehungen oder einfach nur witzigen oder grotesken situationen - ergeben ein netz der naechstenliebe und lebensfroehlichkeit, das mich auf meiner reise traegt.
faden XXXVI
nach 1 jahr radelnderweise in asien unterwegs gewesen, landen bine und ich in australien wie 2 marsmenschen auf dem uranus. am blitzblanken, klimatisierten flughafen von cairns machen wir alles radelfertig. und heben erstmals australische dollar ab.
welches lebenswichtige produkt kauft sich bine damit gleich schon am flughafen? richtig - 'coca cola diet vanilla'...
faden XXXVII
im pub von mount carabine fragen wir einen kunden nach dem verlauf unserer strecke bis zur naechsten ortschaft. vor allem interessiert uns, wie flach oder bergig die route denn ist. 'its totally flat, mate', versichert er uns sofort. dann scheint er kurz zu ueberlegen. vielleicht darueber, dass er sich in seinem klimatisierten, automatik- und vierradbetriebenen pick-up diesbezueglich noch noch nie viel gedanken gemacht hat. auf jeden fall korrigiert sich der freundlich aussie etwas spaeter vorsichtig. 'well mate....there are some hills...'
faden XXXVIII
wieder fragen wir nach der uns bevorstehenden strecke. wieder mit hauptaugenmerk auf eventuell vorhandene steigungen. und wieder bekommen wir freundliche auskunft. diesmal am kampingplatz von cairns.
'well, mate. i tell you, there are some hills. but not that steep, man. it will be no problem for you.' dann schweift sein blick allerdings zu unseren startklaren, vollbepackten 70kg stahlroesser. leichtes entsetzen ist in seinem gesicht abzulesen. 'oh shit...well...mate...you will manage it...'.
ueberraschend schnell verdrueckt er sich zu seinem caravan.
faden XXXIX
es ist heiss. die sonne knallt unbarmherzig vom strahlend blauen himmel. bine und ich sind mitten im outback. wir sehnen uns nach schatten in der baumlosen, kargen landschaft. und halten deswegen den naechsten uns entgegenkommenden wagen auf, um nach der entfernung zur naechsten schattigen 'restarea' zu fragen.
der erste jeep haelt sofort. lautlos gleitet das fenster auf der beifahrerseite herunter. 2 kaeseweissse touristen sitzen im klimatisierten inneren. der erste satz der beifahrerin: 'oohh! its hot outside.'
faden XL
einfahrt nach cairns per rad zum zweiten mal. im stadtgebiet verlaeuft sogar ein separater radweg. so alle 100 meter gibt es meist eine anbindung zur bzw. von der strasse. weil zu umstaendlich und langsam, bleiben wir auf dem randstreifen des highways. doch am anfang einer laengeren geraden entschliesst sich bine, einmal den radweg zu probieren. schwupps, und sie ist oben. ich bleibe auf der strasse.
vorerst radeln wir parallel, ca. 10 meter durch einen gruenstreifen getrennt. doch dann entfernt sich der radweg. macht einige kurven. bine faellt klarerweise zurueck. der highway verlaeuft weiterhin schnurgerade. dann ploetzlich alter belag bei bine. sie muss langsam darueber hoppeln. immer noch kein weg zurueck zur strasse. dann fuehrt der radweg hinab. unter einer bruecke hindurch. auf der anderen seite wieder hinauf. wann hoert denn das endlich auf? links, rechts, links, rechts...der radweg bahnt sich fleissig seinen weg um jeden mistkuebel. endlich eine verbindung zum highway. bine zweigt erleichtert ab. dort warte allerdings ich. mit einem schelmischen grinsen im gesicht.
faden XLI
wir hoeren des oefteren (und erleben es leider selbst), dass von manchen oeffentlichen kuehlschraenken der besser ausgestatteten kampingplaetze einiges an inhalt gestohlen wird. ein solches opfer, wohl deswegen kurzzeitig mit 'dickem hals', hat daraufhin folgende botschaft an den kuehlschrank geheftet: 'someone has stolen our cans out of the fridge. THEY SHOULD STUCK IN YOUR THROAT!!!!!'
faden XLII
taka ist ein sehr netter radler aus japan. alleine ist der 24-jaehrige schon einige 1000 km in australien unterwegs. von sydney durchs outback hinauf richtung northern territory. weiter will er nun nach broome, ein kleiner ort im weitentfernten 'western australia'. warum gerade dorthin?, fragen wir nach. 'there are just two open-air cinemas in whole australia. one is in winton, where i had been 2 weeks ago.' und wie wars? 'i watched a film about winton and a popeye-movie. well, and the second open-air cinema is in broome.'
nun, jeder radler motiviert sich auf seine art...
faden XLIII
in einem land wie australien - mit englisch als landessprache - ist eine korrekte aussprache der touristen ein nicht zu unterschaetzender vorteil.
im 'purple pub' von normanton begibt sich bine an die bar, um ihr ein coke und mir ein 'carlton'-bier zu bestellen. sie bekommt daraufhin ein cola und nicht nur eine dose, sondern ein ganzer 'slab' (ein karton mit 30 dosen) carlton. das ging daneben.
am naechsten tag bin ich dran. und gebe die gleiche bestellung an der theke auf. auch ich sag brav '... and one carlton, please.'
der 30er-slab, der mir entgegengehalten wird, enthaelt nicht einmal carlton, sonder XXXX-lager bier. das ging voll daneben.
faden XLIV
so ziemlich alle maenner de 30-seelen-ortschaft innot sitzen freitag abends im einzigen oertlichen pub und trinken bier. auch bine und ich lassen hier den tag gemuetlich ausklingen. ploetzlich wird eine schwere tuer geoeffnet, und ein uraltes, schweres gluecksrad wird hereingeschleppt. es ist die entscheidung der dieswoechigen bingo-runde. der zeiger wird angetaucht, es rattert und bleibt etwas spaeter bei einer zahl stehen. offensichtlich die nummer eines baertigen mannes an der theke. hohe dreckige lederschuhe, kurze dreckige hose, verdrecktes t-shirt, vollbart und total abgefakkter hut oben auf. so schauen alle hier aus.
als allerdings der preis verlesen wird, grosses gelaechter und troestendes schulterklopfen beim gewinner. der preis: eine kostenlose nacht im oertlichen kampingplatz. glueck muss man haben!
faden XLV
es passiert hin und wieder, dass sich pickel am hintern entzuenden und aufgerieben werden. man sitzt dann wirklich auf wunden fleisch. und trotz hornhaut tut das radeln sehr weh.
so gehts mir einmal mitten im outback. nach 2 tagen quaelerei meint bine abends im zelt: 'hoffentlich wird das mit deinem hintern besser, und nicht noch schlechter. sonst hast du wirklich den arsch offen'.
HA HA HA.