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radreisen
in Vorbereitung: 3onTour!
das netz VII

  
Australien
19. Januar 2004

das netz VII

15640 km, coober pedy (AUS)

faeden - bestehend aus skurrilen begegnungen, lieber hilfeleistungen, aufopfernden bemuehungen oder einfach nur witzigen oder grotesken situationen - ergeben ein netz der naechstenliebe und lebensfroehlichkeit, das mich auf meiner reise traegt.

faden XLVI

wir plaudern mit einem LKW-fahrer bei den devils marbles. sicher eine seltenheit, einen trucki bei einer sehenswuerdigkeit anzutreffen. die grossen, runden granitbloecke mitten in australien gefallen ihm. und bringen ihn sogar zum philosophieren: 'they are just here.'

wir sind natuerlich nicht die ersten radler, die er trifft. da er oft die gleiche strecke rauf und runter faehrt, verfolgt er sogar manche bei ihrem weiterkommen. er gibt aber zu: sowas wuerde er selbst niemals machen. wenn er radler in der hitze schwitzen sieht, geht es ihm in seiner gekuehlten fahrerkabine gleich besser. 'then i think: oh, i love my job!'

faden XLVII

im spital von tennant creek. am vortag hatte ich nach 100 km radeln einen kleinen zusammenbruch. kampen im busch. dann zurueck in die stadt. nun krieg ich zwei injektionen. die schwester desinfiziert routinemaessig meinen oberarm. wischt einmal mit watte drueber. diese ist schwarz vor dreck. sie nimmt eine zweite watte. und schmunzelt als ich erklaere: 'we are travelling on pushbikes. we are just coming out of the bush. sorry...'

faden XLVIII

auch andere radler haben ihre macken, was essen angeht. minimalismus steht oft an oberster stelle.

eine hollaenderin benoetigt abends keinen kocher, wenn sie eine dose 'vegetables with sausages' verzehren will. 'during day it is very hot. in the evening the food is already cooked.'

ein australischer radler verzichtet bei seinem morgendlichen muesli auf milchpulver und natuerlich auch auf fertige milch. zur zubereitung verwendet er einfach wasser. aufgrund gewisser ingredienzien des muesli nimmt die fluessigkeit trotzdem milchige farbe an. was ihm sehr gefaellt. 'i know it is no milk. but it LOOKS like milk!'

faden XLIX

wir kaufen in einem roadhouse etwas zu trinken. der kuehlschrank scheint nicht richtig zu funktionieren. als warnung steht geschrieben: 'just hot drinks available'. wir nehmen trotzdem eine flasche. vor dem zahlen weist uns die kassiererin nochmals darauf hin: 'this drink is hot. i can bring you a cold one.' wir nehmen es trotzdem. und geniessen daraufhin ein kuehles getraenk, bei dem einem nicht gleich alle zaehne vor kaelte schmerzen.

faden L

barrow creek roadhouse. alte, verrostete container dienten einst reisenden als billiges quartier. jetzt klappern wohl seit jahren die kaputten tueren. die ganze nacht. die alten sanitaeranlagen sind mehrmals ueberschwemmt worden. drinnen alles heruntergerissen, es herrscht ein bestialischer gestank. versperrt sind sie aber nicht. ein neuer motelblock ist noch nicht ganz fertig gebaut. die raeume aber schon voller muell. ueberall waechst wieder gras. hinter dem 'campingplatz' eine muelldeponie. alles voller dreck. ein stueck asien mitten in australien.

vor ein paar tagen hat es sogar das ganze dach davongetragen. plaenen uebedecken nun das pub. die chaotischen betreiber versinken in lethargie. schon in der frueh hat ER eine dose bier in der einen, und eine zigarette in der anderen zittrigen hand. er schuettelt fortwaehrend nur den kopf. 'no roof. no water. no power... no roof...'

waehrenddessen knabbert ein gebrechlicher, alter esel an den kaputten tischen und sesseln.

faden LI

oesterreicher treffen bine und ich nicht viele auf unserer reise. die meisten in australien. mir macht es schon spass, mal wieder 'echte' oesis zu hoeren. zum beispiel die zwei motorradfahrer in alice springs.

zweimal waren sie schon beim uluru (ayers rock). 'beide male hats gschifft als wia. amoi hat ma net amoi ganz auffe gsehn. echt a schass.'

sie meinen auch, dass sich australien in den letzten 10 jahren stark zum schlechten veraendert hat. das land lebt immer mehr den 'american way of life'. 'frueher warst ohne tschik und bier in der hand ka echter australier. da hams da glei die staatsbuergerschaft entzogen, so auf die art.'

ein deutscher motorradkollege zeigt den beiden ein soeben erworbenes aboriginesbild - auf stoff gemalt. angeblich schon 12 jahre alt. 'jo, des siecht ma.'

faden LII

in yulara treffen wir einen radelnden japaner. oben in darwin hat er sich ein (damen-)fahrrad fuer 20 euro gekauft. ein paar flaschen und taschen draufgebunden und ist damit bis hierher geradelt. auch fast ohne geld gehts. allerdings ist sein rad nun am ende. pedale, gepaecktraeger, schaltung gebrochen. er steigt um auf den bus.

tom, so heisst der nette japaner, hat natuerlich auch keine geschwindigkeitsanzeige. aber eine diesbezuegliche, alternative methode entwickelt. 'when there are a lot of flies around me, i know: i cycle quiet slow.'

faden LIII

ein wahnsinnig heisser radltag im outback. 45 grad im schatten. bald indische verhaeltnisse. nachmittags erreichen wir mt. ebenzer roadhouse. lassen unsere raeder im schatten stehen. duschen und begeben uns dann ins kuehle innere der raststation. laengst schon wieder nass vom schweiss.

als bine ein getraenk kauft, fragt sie ein (anderer, unwissender) angestellter, ob sie denn heute hier bliebe. und weist nochmals darauf hin: 'we do have toilets and showers in the back of the building.' deprimiert kommt bine zu mir zurueck. 'der typ vom roadhouse meint, ich soll mich nochmals duschen...'

faden LIV

bei der katherine gorge lernen wir ein mittelalterliches, deutsches ehepaar kennen. per jeep sind sie fuer ein paar wochen in australien unterwegs. sie leiden unter der hitze, so erzaehlen sie. und sie schwoeren: 'wenn nochmals australien, dann nur noch mit AC!'

nach einer halben stunde netten plauderns bricht es unerwartet und ploetzlich aus ihm heraus. 'also ehrlich gesagt: ich hab die schnauze voll. die hitze tag und nacht. was willste denn da machen?! und dann das ewige auf- und abbauen jeden tag...'

faden LV

auf einer restarea mitten im nichts. eine einrichtung, die eigentlich fuer autofahrer hingepflanzt wurde, die unter schatten auf einem tisch und wasser etwas ausspannen sollten, ehe sie den schnurgeraden highway wieder unter die raeder nehmen - hoffentlich wieder frisch und munter! fuer uns sind diese restareas oft ein bequemes uebernachten im outback. haben wir dann sogar einen eigenen tisch! und ein ort, andere reisende zu treffen.

eine nacht vor coober pedy. restarea. ein alter pick-up rollt herein. eine grosse aborigenes-familie sitz und liegt drinnen und hinten auf der ladeflaeche. der vater setzt sich zu uns hin und plaudert. er fragt ganz anders als wir es gewohnt sind. nicht nach den kilometern an einem tag, nicht nach dem gewicht des fahrrads, nicht nach dem taeglichen fluessigkeitsbedarf und nicht nach der enormen hitze. sondern: 'how does it feel, cycling through australia?' da mussten wir glatt unser hirn in betrieb nehmen. er zeigt sich maechtig beeindruckt. 'i am fucked up, man!'

er hat mehrere frauen. und viele, viele kinder. 4 toechter. bei den soehnen weiss er es anscheinend nicht so genau. 'four or five sons...'

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