SYRIEN II: palmyra - nasib (jordanische grenze)
Syrien
3. Januar 2003
SYRIEN II: palmyra - nasib (jordanische grenze)
5220 km, kairo (AEGYPTEN)
nach palmyra quaelt uns ein mittlerweile bekanntes phaenomen. auf ebener, asphaltierter wuestenstrecke kriechen wir mit 8 km\/h dahin. GEGENWIND!! es ist eigentlich nur ein psychisches problem. bei bergfahrten oder schlechter piste kommt man auch nicht schneller voran. allerdings sind dies dinge von dauer, der wind jedoch kann dir heute das leben zur hoelle und deine gedanken truebe machen und dich am naechsten tag mit dreifacher geschwindigkeit und glueckshormonen ueber die wueste fegen. zaehigkeit und musik ist da wichtig.ueberraschend taucht mitten in der wueste das 'baghdad cafe' auf. eher im wildwest stil errichtet laden uns dort die besitzer zum schlafen und essen ein. draussen tobt der wind, aber drinnen lernen wir mit gesaettigtem magen und wohlig warm ein arabisches denkspiel.
die ersten 2 radelstunden des folgenden tages beginnen so wie der letzte tag geendet hat: mit erbarmungslosen gegenwind. doch innerhalb von minuten erlahmt er, und gut gelaunt rasen wir ueber die ebene. als wir uns an einer schoenen stellen gegenseitig fotografieren werden wir von 2 einheimischen ruede aufgefordert die kameras auszuhaendigen. unbeeindruckt von zivilen wichtigtuern stecken wir sie wieder ein und machen uns auf den weg. die beiden steigen auf einen traktor und fahren vor. als wir wir zu ihnen stossen, stehen zwei weitere typen bei ihnen. zwar ebenfalls in zivil, aber mit maschinepistolen auf den ruecken geschnallt. oke, jetzt wirds ernst. sie verlangen unsere paesse und weisen uns den weg eine schotterstrasse hinauf zu einem stuetzpunkt. waehrend der fahrt spult bine in james-bond-manier den film ihrer kamera zurueck und entfernt ihn. mehr geht sich nicht aus. waehrend in einem gebaeude unsere paesse kontrolliert werden, labere ich die typen zu wegen 'how many kilometers to damaskus?' oder 'cycling austria - syria with bicycle!'. die buergerwehr wird entspannter, wollen aber troztdem die kamera sehen. zum glueck ist nun nur mehr von einer die rede. bine holt sie von draussen, legt geschwind einen neuen film ein und schiesst ein paar fotos durch. ein richtiger profi! nach durchsuchen der kamera und unseres gepaecks laesst man uns wieder ziehen. 'welcome to syria!' wuenscht man uns mit auf den weg.
auch der weitere weg ist stressig, da wir ein militaergebiet durchqueren, und mit fahrrad geht das halt nicht so schnell. bei einer pause am strassenrand werden wir wieder von MG-typen aufgefordert, weiterzufahren. militaer und radfahren passt nicht zusammen.
in damaskus relaxen wir beide wieder einmal. trotz ramadan, der vor ein paar tagen begonnen hat, gibt es auch tagsueber genuegend zu essen. vor allem die falafeln - gemuesebaellchen und salat in einem fladenbrot zusammmengerollt - schmecken super und sind sehr billig. der basar hat mit hohen, ueberdeckten und sehr breiten gaengen europaeischen charakter. ganz im gegensatz zum alten, verwinkelten basar von aleppo. in der ummayaden moschee aergere ich mich zwar ueber den eintrittspreis, der hof mit seinen spiegelnden marmorplatten und saeulengaengen am rand entschaedigen aber fuer alles. hatten die tuerkischen moscheen allesamt hohe, schlanke und schlichte minarette, so sind sie hier in syrien breiter, gedrungener und nicht ganz so hoch.
fuer mich2 ganz typische dinge fuer syrien: die zahlreichen riesigen, amerikanischen oldtimerschlitten aus den 60er jahren, die von ihren besitzern mir viel stolz gefahren werden. und die vielen fake-produkte, die ohne scham und bedenken verkauft werden. selbst die firmenlogos und namen sind zum verwechseln aehnlich. die bei uns heimische schokolade 'kit kat' heisst in syrien 'kat kot', der reifenhersteller 'bridgestone' mutiert zu 'superstone', 'nutella' wird zu 'maxtello' und bei 'duracell' haben sie gar nicht so viel aufwand betrieben und einfach 'durasell' benannt.
da wir meine eltern in amman erwarten, verlassen wir die hauptstadt syriens wieder nach 2 tagen. wir uebernachten kurz vor der grenze in einem fast fertigen rohbau einer raststation, die allerdings schon wieder am verfallen ist. da duerfte das geld ausgegangen sein. in der nacht werden wir von lautem geklirre und stimmen geweckt. beunruhigt verfolge ich das geschehen mit den ohren. meine gedanken gehen von raub des inventars (im obergeschoss sind fertig eingerichtete motelzimmer) bis zu schmuggelhandel. zum glueck bleiben wir unentdeckt. und fahren am naechsten tag die letzen kilometer auf syrischem boden.