un petit univers
4720 km, nuweiba (EGYPT)
der besuch eines franzoesischen restaurants in damaskus/syrien
erst beim zweiten mal vorbeischlendern, trauen wir uns hineinzugehen. unsere staubigen schuhe betreten vorsichtig die stufen zum eingang hinauf. ein roter teppich ist ausgerollt und fuehrt zu einer glastuere. ein spiegel an der wand zeigt zwei schmutzige, staubige radler, gezeichnet von der strasse der letzten tage. 'geht das ueberhaupt? lassen die uns ueberhaupt hinein?', denke ich mir, als ich den hellen vorraum betrete. ebenfalls ausgestattet mit teppich und einer weiteren, noch edleren glastuere, die den weg zu einem grossen, hell beleuchteten raum freigibt. grosse kristallluster haengen von der decke. zahlreiche leere tische fuellen den raum. gedeckt mit gruenen und weissen tuechern. scheinbar pure verschwendung fuer das sonst so karge land.
fuenf kellner in schwarzen fracks sitzen oder stehen gelangweilt und traege herum. wie ein haufen pinguine, die die spaerliche, waermende sommersonne geniessen. ein tisch wird uns zugeteilt. bevor die speisekarte gebracht wird, ein erster blick auf den tisch. kruemeln und dreck sind zu sehen. dort wo der boden von keinem opulenten teppich bedeckt ist, sieht man abgeschundenen boden, wie auf einer toilette. das bild vom absoluten luxus beginnt in meinem kopf zu zerbroeckeln. die niedrigen preise, die vor dem restaurant angeschlagen sind, duerften also stimmen. und - sie duerften anscheinend auch ihren grund haben.
die zweisprachige speisekarte - in arabisch und franzoesisch - offenbart eine durch und durch frazoesische kueche. 'one moment, please', teile ich einem pinguin mit, der schon die bestellung aufnehmen will. er beginnt hysterisch zulachen, als wuerde es sich um einen witz handeln, und tanzt ab. waehrend das essen zubereitet wird, schweift mein blick durch das lokal. pompoese, speckige tapeten schmuecken die wand, die unterhalb der decke durch einen verzierten, waagrechten balken abgeschlossen wird. malereien, in verschiedenen formaten, groessen und rahmen sind zu bestauenen. ueberladene, barocke abbildungen von landschaft oder barbusigen frauen. die meisten pinguine haben sich hingesetzt und starren auf einen kleinen bildschirm, der den ganzen speisesaal beschallt. aufgrund einer kaputten bildroehre verfolgen sie einen arabischen western in rosa farben.
das servierte essen passt irgendwie zu dieser lokalitaet. die unter dem namen 'huehner cordonbleu' bestellte speise entpuppt sich als paniertes rindsschnitzel, gefuellt mit - kaese? schinken? nein! - mit huehnerfleisch! nouvelle cuisine going arabia. ein einzelner, beleibter mann diniert ebenfalls hier. er nimmt hinter einer saeule platz - ausserhalb meines blickfeldes. waehrend des essens hoere ich lediglich seine minutenlangen, grauenvollen hustenanfaelle. bon appetite!
ein pinguin bringt die rechnung. es ist spottbillig. bine und ich verlassen das kleine, skurille universum ueber den roten teppich und den beiden pompoesen glastueren. mit einem laecheln im gesicht.