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in Vorbereitung: 3onTour!
China VII – Chengdu nach Kunming (Uli)

  
China
6. Februar 2009

China VII – Chengdu nach Kunming (Uli)

15.1.2009 - 4.2.2009

13723 km, Kunming (CN)

Chengdu-Yaan-15 km vor Luding- Detuo- Shimian-Xichang- Dechang-Miyi-Panzihua- Yongren- Yuanmou- Wuding-Kunming (1174 Kilometer; 14.355 Höhenmeter)

Der Aufbruch aus Chengdu ist eine eher deprimierende Angelegenheit. Fast 3 Wochen Pause machen eher faul und träge als fit. Ausserdem ist das Wetter so wie in den letzten Wochen: tiefhängender Nebel, kühle Temperaturen, alles grau in grau. Noch dazu nehmen wir am Anfang eine falsche Ausfallstrasse, und radeln dann ungefähr 20 Kilometer nach Süden um auf „unsere“ 108er zu gelangen, auf der wir fast die ganze Strecke bis ans weit entfernte Ziel Kunming in der fünften und für uns letzten Provinz Yunnan radeln wollen. Aber der mühsame Aufbruch ist geschafft. Auf auf die vorletzte Etappe der Chinatour.

Schock

Die ersten 200 Kilometer sind kurz und bündig so zu beschreiben: endlose Siedlungen und Orte, Menschen und lokaler Strassenverkehr, Nebel, grau in grau. Als wir in einem bedeutungslosen Ort so dahin radeln, überholt uns, so wie hunderte Male auf dieser Strecke, ein strombetriebenes Mofa mit einer chinesischen Fahrerin mit Einkaufssackerln. Schon das Einlenken nach dem Vorbeirollen ist etwas sonderbar kantig und schnell. Und dann legt das Gefährt an Tempo zu. Die Fahrtrichtung zielt genau auf die rechte Häuserzeile, mit Geschäften und spielenden Kindern. Wenn das eine coole Aktion mit einem flotten Abbremsen werden soll, ist sie schon ziemlich spät dran. Doch es folgt kein Bremsen. Mit voller Wucht nimmt sie ein mobiles Werbeschild mit und prallt frontal gegen eine Hauswand. Krachen, Staub, Kindergeschrei. Leute stürmen herbei. Die Frau muss entweder eingeschlafen sein, oder sie hatte ein Herz-, Kreislaufproblem. Als wir weiterrollen, kommt uns wenig später ein Rettungsfahrzeug entgegen. Hoffentlich hat es die Mopedfahrrerin überlebt. Danach geht es in die Berge, die uns bis Kunming begleiten werden. Etwas über hundert Kilometer folgen wir der Strasse 318, mehr bekannt unter dem Namen Sichuan-Tibet Highway. Ein bisschen finde ich es schade, dass wir der Strasse nicht länger folgen, denn das ist die berühmte Osttibet Strecke bis nach Lhasa, die ich überhaupt noch nicht kenne. Nun sind die Temperaturen immer noch kühl, und ein paar Flächen auf den Strassen sind noch gefroren, aber es zeigt sich hin und wieder die Sonne. Was für ein positiver Input. Herrlich!
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Tolles Bergpanorama vor Luding (CN, Sechuan, Jaenner 2009)
Tolles Bergpanorama vor Luding (CN, Sechuan, Jaenner 2009)
Dann geht’s rauf zum Erlang Shan Tunnel auf über 2.000 Metern. Leider verbietet uns die Polizei ein durchradeln Aber mit ihrem Pickup bringen sie uns und die Räder auf die andere Seite. Das Wetter ist prächtig aber diesig. So sehen wir leider nicht wie erhofft den 7.556 Meter hohen Gongga Shan.

Spring Festival 2009

Kurz vor Luding biegen ab nach Süden, radeln auf zum Teil schlechter bis katastrofaler Strasse vorbei am Hailuogou Gletscherpark bis nach Shimian, wo wir wieder auf die 108er treffen. Shimian ist für chinesische Verhältnisse sehr netter Ort. Relativ klein in einem Tal gelegen, in dem 2 Flüsse ineinander münden. Kleine Strassen, Märkte, Alleen und ein Gewusel von Menschen.
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Alles was explodiert ist gut genug fürs Spring Festival 2009 (CN, Sechuan, Jänner 2009)
Alles was explodiert ist gut genug fürs Spring Festival 2009 (CN, Sechuan, Jänner 2009)
Es ist nun der Beginn des grössten Festes in China – des Neujahrs- bzw Frühlingsfestes. Viele Chinesen haben zu dieser Zeit ein paar Wochen frei, und viele besuchen in dieser Zeit ihre Verwandten, die in ganz China verstreut sind. Überfüllte Züge, Busse und Flugzeuge. Geschlossene Geschäfte und Hotels. Und eine endlose Knallerei den ganzen Tag. Wir selber haben nicht sehr viel von diesem Fest. Wir erleben eher die für uns negativen Begleiterscheinungen von geschlossenen Garküchen, Geschäften und lauten Knallereien in der Nacht.

Der Kampf am Eis

Die Strasse weiter nach Süden ist überhaupt schlechteste Schotterpiste. Die ganze Energie wird in die neue Autobahn investiert, die sehr kostpielig über hunderte von Pfeilern, Brücken und Tunneln geführt werden muss. Am nächsten Tag ist es dann plötzlich und überraschend aus mit Radfahren. Die Strasse, die auf einen 2.200 Meter hohen Pass führt, ist total vereist. Alle Fahrzeuge legen Schneeketten an. Der Nebel gefriert an den Bäumen. Eiskalter, feuchter Nebel verhängt die umliegenden Berge. Wir beginnen vorsichtig am Rand der Strasse unsere schwer bepackten Reiseräder den Berg hinauf zu schieben. Bine bemüht sich intensiv um eine Mitfahrgelegenheit – doch erfolglos. So schieben wir, und schieben wir. Wir sehen LKWs, die hilflos und ausser Kontrolle über die spiegelglatte Strasse in den Berghang rutschen oder umkippen. Wenn der Rand der Strasse mit Leitplanke versehen ist, haben auch wir Probleme auch nur einen Zentimeter weiter zu kommen. Hilflos stehe ich mit dem Radl auf der ansteigenden Strasse. Jeder Versuch, weiter zu schieben, scheitert. Ich rutsche ohne Kontrolle wieder hinunter. Dazu kommt die Kälte in den Händen und Füssen. Hört der Winter denn nie auf!?
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Der Winter will einfach nicht enden - 11 km und 1.000 Meter hinauf auf den Pass auf eisiger Strasse Radschieben (CN, Sechuan, Jänner 2009)
Der Winter will einfach nicht enden - 11 km und 1.000 Meter hinauf auf den Pass auf eisiger Strasse Radschieben (CN, Sechuan, Jänner 2009)
11 Kilometer und 1.000 Höhenmeter schieben wir hinauf, ehe wir den Pass erreichen. Kurz davor treffen wir noch einen Amerikaner, der mit einem Motorrad und ohne Führerschein zu Studienzwecken durch China reist. Auch er ist vom Eis überrascht worden und hat sich bei einer Familie für die Nacht einquartiert, nachdem er am Vorabend am Eis gestürzt ist. Unsere Streckeninfos muntern ihn auf, sein Motorrad nun hinunter zu schieben. Leicht wird es für ihn nicht. Nach dem Pass schieben wir erstmal unsere Räder hinunter. Weiterhin alles vereist. Ein Kleinbus ohne Schneeketten dreht sich vor uns um 180 Grad. Runterschieben ist noch unangenehmer, als bergauf. Das Rad rutscht leicht unkontrolliert weg. Bine stürzt einmal. Sie heult. Ihre Lippen sind violettblau, sie zittert am ganzen Körper. Ich halte schon nach einem Kampierplatz Ausschau, als die Strasse plötzlich auftrocknet. Kein Eis mehr! Nach ein paar hundert Meter trauen wir uns auf unsere Drahtesel und rollen gut gelaunt den Berg hinunter. Wir haben den Drecks-Eisberg tatsächlich geschafft! Und dann finden wir bald ein kleines Hotel, warmen Tee, gutes Essen. Und alles passt wieder. „Nur“ 28 Kilometer haben wir an diesem Tag geschafft. Aber was für welche! Einen Tag vor Xichang ist dann das eigentliche Neujahrsfest. Eigentlich kein grosser Unterschied zu den anderen Tagen. Mit der Ausnahme, dass um Mitternacht für eine Stunde aus allen Rohren Knaller gezündet worden sind. Aber Menschenstimmen, gute Laune oder dergleichen merken wir keine. Für mich läuft das hier ganz anders ab.

Vom Winter in den Sommer

Und am Abreisetag von Xichang ändert sich etwas grossartiges. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint und – es ist warm! Bine traut sich bald, ohne Jacke zu radeln! Nach 5 Monaten das erste Mal! Mutig! Und seit diesem 28. Jänner 2009 radeln wir durch den Sommer. Den Frühling haben wir einfach ausgelassen. Auch Tag später kann und will ich mich nicht an die warme Luft an meiner Haut gewöhnen. Wie angenehm und herzerfreuend kann das Radeln plötzlich wieder sein. Die Strasse geht rauf und runter ohne Ende. Und die Wärme, die tollen Aussichten, die gut riechenden Wälder. Alles das ist einfach ein Traum, nach einem so langen und teilweise harten Winter für uns beide. So geniessen Bine und ich das Radeln bis Kunming in vollen Zügen.
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Palmen, Sonne, Waerme - der Sommer ist da! (CN, Sechuan, Jaenner 2009)
Palmen, Sonne, Waerme - der Sommer ist da! (CN, Sechuan, Jaenner 2009)
Nach Panzhihua finden wir in den Bergen in Datian ein nettes Hotel. Als wir vom Einkaufen zurückkommen, verlangt im Hotel ein Polizist in Zivil unsere Reisepässe. Und fügt gleich hinzu: „You cannot stay in this town“. Oweia! Für Ausländer gesperrte Gebiete oder Städte. Das gibt es leider in China, und man kann nicht wissen wo sie sind. Es ändert sich auch andauernd. Aber für uns bedeutet sowas natürlich nur Probleme. Wir teilen ihm mit, dass wir mit den Rädern hier sind, und dass wir in der Dunkelheit mit Sicherheit nicht den Ort verlassen werden. Er wird mit seinem Chef sprechen, und dann wieder zurückkommen. Unsere Stimmung ist klarerweise im Keller.

Die liebe PSB

Der pflichtbewusste Polizist des PSB (Public Security Bureau) ist zwar nett, aber über Vorschriften kann und will er sich sicher nicht hinwegsetzen. Als wir ohne viel Appettit zu Abend essen, erscheint er wieder. Diesmal in Uniform. Und Begleitung. Das heisst nichts gutes, denke ich. Wir fahren mit einem Mini-Auto zur Polizeidienststelle. Dort zeigt er uns ein kleines Heft, das in chinesischer und (etwas geschwollener) englischer Sprache verfasst ist. Er zeigt auf eine Zeile, die so ähnlich lautet wie: „Is it in your sense that this pamphlet is used for communication?“ . Wir willigen natürlich ein. Dann zeigt er auf eine andere Stelle: „You have to register on arrival in a town in the next police station.” Ich bin ein wenig erleichtert. Wenn es nur um eine blöde Registrierung geht, können wir bleiben. So werden ein paar Daten von uns aufgenommen. Das Formular hat schon einen Eintrag, datiert vom August 2008, also vor über einem halben Jahr. Da hat sich ein gewisser Herr „Thomas R.“ hier wohl oder über auch registrieren lassen.
China China
Terrassenfelder - auf dem Weg nach Kunming (CN, Sechuan, Jaenner 2009)
Terrassenfelder - auf dem Weg nach Kunming (CN, Sechuan, Jaenner 2009)
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Terrassen - auf dem Weg nach Kunming (CN, Sechuan, Jaenner 2009)
Terrassen - auf dem Weg nach Kunming (CN, Sechuan, Jaenner 2009)
Als die Registrierung beendet und unsere Pässe kopiert sind, führt der pflichtbewusste und korrekte Beamte noch eine Belehrung durch, die auf der letzten Seite des genannten Hefts für die Beamten festgelegt ist. Er liest es nun wortwörtlich vor: „I know it, but I have to ask you once again: What is the type of your visa?”. Wir sagen ebenfalls pflichtbewusst: “It is type L – Tourist visa”. „Yes, i know. Thank you. And point 2: Please take care of your personal safety while travelling in China.” Wir: “Yes.””Next point: Please take care of your belongings and personal items.” Wir: “Yes.” Und dann steht er fast erleichtert auf, reicht uns die Hand, und liest weiter vor: „I wish you a save and good yourney!“ Herzzerreissend lieb! Danach sind alle erleichtert. Der PSB Mann, weil er seinen Dienst gut und korrekt getan hat. Und wir beide, weil wir hier bleiben können. Dann geht’s wieder zurück ins Hotel.

Kunming

Auf den letzten Kilometern vor Kunming sind noch ein paar ordentliche Steigungen dabei. An einem Tag bewältigen wir sogar 2.000 Höhenmeter, und da es keinen Ort gibt, können wir wieder einmal unser neues Zelt aufstellen. Als wir Kunming erreichen sind wir seit Chengdu immerhin über 14.000 Höhenmeter geradelt.
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Green Lake Park in Kunming (CN, Yunnan, Februar 2009)
Green Lake Park in Kunming (CN, Yunnan, Februar 2009)
Kunming selbst ist eine riesige Stadt mit allem Komfort, aber teuer und nicht sehr interessant. Der eigentliche Grund, dass wir überhaupt hierher geradelt sind, ist unsere letzte Visaverlängerung. Leider dauert es wie befürchtet 5 Werktage. Ud so müssen wir mehr als eine Woche hier bleiben. Im „7 Days Inn“ haben wir Internetanschluss im Zimmer. So können wir mit dem ASUS Eee PC eine ganze Menge an der Homepage und sonstiges erledigen. Wir besorgen einen gebrauchten Reiseführer für SO-Asien, Bine kauft sich gebrauchte Bücher. Und wir geniessen nach wie vor die Wärme und Sonne. Und gemütliche Lokale in der Nähe der Universität. Nach einer Woche holen wir unsere Pässe ab. Auf zu den Reisterrassen. Auf nach SO-Asien.
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